Jedes Unternehmen wünscht sich möglichst wenig Absenzen. Und doch gehören sie zum Arbeitsalltag. Das machen auch die seit Jahren steigenden Absenzenzahlen in der Schweiz deutlich.
Was Ihr Unternehmen im Umgang mit Fehlzeiten beachten sollte, mit welchen Strategien Sie Absenzraten senken können und welche Rolle dabei ein gutes Fehlzeitenmanagement spielt, lesen Sie hier.
Absenzen (auch Fehlzeiten) beschreiben im unternehmerischen Kontext das Fehlen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Arbeitsplatz. Es gibt ganz unterschiedliche Arten von Absenzen: kurze und lange, regelmässige und unregelmässige sowie geplante und ungeplante. Manche Abwesenheiten fallen auf. Andere wiederum werden kaum bemerkt. Doch eines ist bei allen gleich: Fehlzeiten verursachen Kosten. Und zwar erhebliche. Zu den direkten Kosten für Firmen wie Lohnzahlungen, Taggelder oder Versicherungsprämien kommen indirekte Kosten für Auftragsverluste, Projektverzögerungen oder die Suche und Einarbeitung von oftmals schwer zu findenden Ersatzkräften hinzu.
In der Schweiz beträgt der Anteil sogenannter planbarer Absenzen wie Mutterschaftsurlaub oder Militär rund 10 Prozent. 42 Prozent sind auf unvorhersehbare Ausfälle wie Krankheiten oder Unfälle zurückzuführen.
Auffällig ist, dass die Arbeitsausfälle in Schweizer Firmen in den letzten Jahren stetig zugenommen haben. Zwischen 2010 und 2019 machten Abwesenheiten durch Krankheit oder Unfall mit rund 70 Prozent den grössten Anteil der jährlichen Absenzendauer aus. Doch was sind die Ursachen?
Schweizer Arbeitnehmende leiden am häufigsten unter chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten. Sowohl physischen wie auch psychischen. Auffällig ist die Zunahme von mentalen Gesundheitsproblemen, die auf Stress am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Drei von zehn Arbeitnehmenden berichteten beim Job-Stress-Index 2022 über Stress – rund 30 Prozent sind emotional erschöpft. Das zeigt sich auch in der Zahl der Ausfälle: In der Schweiz befindet sich die Zahl der langfristigen, krankheitsbedingten Arbeitsausfälle infolge von Depression oder Burn-out auf einem Rekordhoch.
Muskel- oder Skeletterkrankungen, die zu Rückenschmerzen führen, tauchen in Statistiken ebenfalls gehäuft auf. Im Gegensatz zu physischen führen psychische Erkrankungen aber zu besonders langen Ausfällen.
Bei Weitem nicht jede Absenz im Betrieb ist ein Grund zur Sorge. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten aber darauf achten, ein funktionierendes System zur Erkennung auffälliger Fehlzeiten zu haben. So können sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rechtzeitig die nötige Unterstützung zukommen lassen, um längerfristige Abwesenheiten oder sogar eine Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden.
Helfen kann hier das sogenannte Absenzenmanagement.
Unter Absenzenmanagement (auch Fehlzeitenmanagement) versteht man die systematische Erfassung und Analyse von Fehlzeiten in einem Unternehmen. Viele Firmen nutzen dafür eine sogenannte Fehlzeitenmanagement-Software. Mit den Tools können Unfall- und Krankheitsmeldungen elektronisch erfasst und analysiert werden. Absenzzahlen werden konsistent aufgezeichnet und können über die Zeit miteinander verglichen werden. Auffälligkeiten und Veränderungen werden so sichtbar.
Viele Programme erstellen zudem automatisierte Reports und weisen aktiv darauf hin, wenn sich Auffälligkeiten bei den Fehlzeiten von Mitarbeitenden ergeben.
Mit den Kennzahlen, die das Fehlzeitenmanagement liefert, können erste Rückschlüsse auf die Mitarbeitergesundheit in einem Unternehmen gezogen werden. Es ist somit eine Datenquelle für die Suche nach Ursachen von Erkrankungen am Arbeitsplatz.
Bei der Beantwortung dieser und weiterer Fragen können verlässliche Absenzzahlen einen Beitrag leisten – und zusammen mit dem betrieblichen Gesundheitsmanagement (kurz BGM) zur Verhinderung neuer Absenzen beitragen.
Der wichtigste Hebel, um Absenzen zu reduzieren, ist die Stärkung der Mitarbeitergesundheit und -motivation. Das betriebliche Gesundheitsmanagement nimmt dabei eine zentrale Rolle ein.
BGM vereint alle Massnahmen, mit denen die tägliche Arbeit gesundheitsförderlich gestaltet wird. Das Ziel: die Ursachen von psychischen und physischen Belastungen am Arbeitsplatz erkennen und mit gesundheitsfördernden Massnahmen entgegenwirken. So wird die Gesundheit in einer Firma nachhaltig verbessert – und Angestellte fallen seltener und kürzer gesundheitsbedingt aus.
Zwei Bausteine sind dabei besonders wichtig: rechtzeitige Gesundheitsprävention und schnelle Hilfe, wenn sich bei einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter eine Arbeitsunfähigkeit abzeichnet.
Der richtige Umgang mit Fehlzeiten ist für Unternehmen und Mitarbeitende wichtig. Ein gut funktionierendes und professionelles Absenzenmanagement kann dabei eine wichtige Rolle einnehmen. Es dient als Datenbasis für das betriebliche Gesundheitsmanagement und liefert frühzeitig Hinweise auf Gesundheitsrisiken in einer Firma. So können Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rechtzeitig mit gesundheitsfördernden Massnahmen unterstützen und ihnen Expertinnen und Experten aus dem Care oder Case Management zur Seite stellen.
Das lohnt sich übrigens für beide Seiten: Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die sich für mehr Gesundheit im Unternehmen engagieren, vermitteln ihrer Belegschaft Anerkennung und Wertschätzung. Das sorgt für ein besseres Betriebsklima und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen sich am Arbeitsplatz wohler, motivierter und sind produktiver. Eine gute Work-Life-Balance kann zur betrieblichen Gesundheitsförderung und zur Prävention von hohen Fehlzeiten beitragen.
Neben dem ethischen Aspekt rechnet sich das Engagement für mehr Mitarbeitergesundheit auch finanziell: Betriebliches Gesundheitsmanagement trägt dazu bei, die hohen Kosten für Arbeitsausfälle zu senken. Allein arbeitsbezogener Stress kostet die Schweizer Wirtschaft rund CHF 6,5 Mrd. pro Jahr. Mit jedem Ausfall, den Sie vermeiden oder verkürzen können, sparen Sie Kosten – und stärken so die Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit Ihrer Firma.