Über 75'000 Schweizer KMU stehen vor der Übergabe der Firmenverantwortung an die nächste Generation. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer werden ihr Lebenswerk an Familienangehörige übergeben. Auch die Alternativen zur familieninternen Nachfolge gewinnen mit dem demographischen Wandel immer mehr an Bedeutung. Ein Beispiel hierfür ist das Management-Buy-out (MBO), bei dem ein Unternehmen an das bestehende Management, meist an die Geschäftsführerin oder einen führenden Mitarbeiter, verkauft wird.
Doch wie funktioniert ein solches Management-Buy-out? Welche Vor- und Nachteile hat diese Nachfolgelösung? Welche Besonderheiten müssen Unternehmen im Vergleich zur familieninternen Nachfolge oder zum Verkauf an externe Dritte beachten? Wir haben die wichtigsten Aspekte für Sie zusammengetragen.
Das Management-Buy-out (MBO) ist eine unternehmensinterne Nachfolgeregelung: Geht die Inhaberin oder der Inhaber eines Betriebs in den Ruhestand, übernimmt das bisherige Management die Führungsverantwortung. Die Anteile der bisherigen Eigentümerin oder des bisherigen Eigentümers werden hierfür teilweise oder gesamthaft an die bestehende Geschäftsführung oder führende Mitarbeitende verkauft.
Das MBO ist eng mit dem Employee-Buy-out verwandt: Auch hier übergibt die Alteigentümerin oder der Alteigentümer den Betrieb an die eigenen Mitarbeitenden. Neben dem Management ist in diesem Fall auch die Belegschaft Anteilseignerin oder Anteilseigner.
Im Schnitt dauert ein MBO inklusive der Übergangsphase knapp drei Jahre. Ohne die Übergabephase ist mit einer Dauer von 18 bis 24 Monaten zu rechnen. Der Prozess erfolgt in mehreren Schritten:
Das Vertrauensverhältnis zwischen Inhaberin und Nachfolger kann den Prozess der Übernahme an einigen Stellen beschleunigen. Die Finanzierung kann bei der betriebsinternen Nachfolge hingegen länger dauern als bei anderen Nachfolgelösungen, wenn z. B. Private-Equity-Gesellschaften herangezogen werden. Alternativ wird häufig auf eine Bankenfinanzierung in Kombination mit einem Verkäuferdarlehen zurückgegriffen. Unabhängig davon, welches Finanzierungsmodell Sie favorisieren, sollten Sie ausreichend Zeit für Vorbereitung und Planung des Vorhabens einrechnen.
Verkaufen Sie Ihre Firma an das bestehende Management, ist Ihre Nachfolgerin oder Ihr Nachfolger bereits mit den geschäftsinternen Prozessen, der Firmenkultur und der Beziehung zu Partnern, Lieferantinnen und Kunden vertraut. Dieses Wissen hilft, den Führungswechsel für alle beteiligten Personen reibungslos zu gestalten und die Kontinuität im Geschäftsprozess zu wahren. Das reduziert die Verunsicherung, die ein Wechsel der Geschäftsleitung mit sich bringen kann.
Entscheiden sie sich bei der Regelung ihrer Unternehmensnachfolge für eine langjährige Mitarbeiterin oder einen langjährigen Mitarbeiter, fällt es vielen Unternehmerinnen und Unternehmern leichter, das eigene Lebenswerk weiterzugeben. Der Grund: Sie können darauf vertrauen, dass ihre Firma in ihrem Sinne weitergeführt wird, da Strategie und Zukunftsvision gemeinsam mit der Nachfolgerin oder dem Nachfolger erarbeitet werden. Zudem sind die Stärken und Schwächen der Nachfolgerin oder des Nachfolgers bekannt und fehlende Qualifikationen können bis zur Unternehmensübergabe gezielt aufgebaut werden. So wissen Sie als Alteigentümerin oder Alteigentümer Ihre Firma langfristig in guten Händen.
Die Aussicht auf ein Management Buyout kann die Motivation von leitenden Angestellten sowie Ihrer gesamten Belegschaft fördern. Sie signalisieren damit Ihr Vertrauen und stärken das Wir-Gefühl im Betrieb. Ein weiterer Pluspunkt: Eine geschätzte Kollegin oder ein geschätzter Kollege als neue Eigentümerin oder neuer Eigentümer wird von der Belegschaft meist besser akzeptiert als jemand von aussen.
Ihr Management kennt die Erfolgsfaktoren Ihres Betriebs und hat umfassende Kenntnisse über geschäftsinterne Abläufe. Aus diesem Grund ist die Einarbeitungszeit beim MBO geringer als bei anderen Nachfolgelösungen. Die Weitergabe von Know-how ist aufgrund der engen Zusammenarbeit ebenfalls leicht möglich. Ein weiterer Vorteil: Im Verkaufsprozess dringen keine sensiblen Informationen über Ihre Firma nach aussen. Das unternehmerische Risiko der Offenlegung von Unternehmensinterna an Dritte wird so deutlich reduziert.
In vielen Fällen verfügen Mitarbeitende nicht über ausreichend Eigenkapital, um einen Firmenkauf zu finanzieren. Aus diesem Grund gewähren Eigentümerinnen und Eigentümer beim Management Buyout häufig einen Loyalitätsdiscount, sodass der Kaufpreis geringer ausfällt.
Zusätzlich greifen Nachfolgerinnen und Nachfolger für die Finanzierung in der Regel auf Fremdkapital von Banken zurück. Das bedeutet: Nach der Übernahme werden jahrelang Zins- und Tilgungszahlen fällig. Diese Gelder stehen nicht für Investitionen im Unternehmen zur Verfügung, was zu einem Wettbewerbsnachteil führen kann. Eine mögliche Lösung ist das Verkäuferdarlehen: Das Darlehen, das die aktuelle Unternehmensinhaberin oder der aktuelle Unternehmensinhaber der Nachfolgerin oder dem Nachfolger gewährt, ermöglicht einen grösseren finanziellen Spielraum zu besseren Konditionen, da es als Eigenkapital betrachtet werden kann.
Um erfolgreich am Markt zu bestehen, müssen Geschäftsprozesse und -abläufe regelmässig analysiert und gegebenenfalls erneuert werden. Ein Führungswechsel ist ein guter Zeitpunkt, um neue Impulse zu setzen und Bestehendes zu hinterfragen. Ist Ihre Nachfolgerin oder Ihr Nachfolger bereits mehrere Jahre im Unternehmen tätig, besteht die Gefahr von Betriebsblindheit. Die mögliche Folge: Entwicklungspotenziale werden nicht erkannt und bleiben ungenutzt.
Abhilfe schafft eine gute Vorbereitung: Implementieren Sie gemeinsam mit Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger strategische Analysetools (z. B. Business Model Canvas oder die SWOT-Analyse), um den Blick für relevante Faktoren wie die Marktentwicklung und Ihre Konkurrenzsituation zu schärfen.
Verhandlungen zwischen Eigentümerin und Nachfolger sind elementarer Bestandteil einer Nachfolgeregelung. Um eine Einigung zu erzielen, die beide Parteien gleichermassen zufriedenstellt, sollten diese Verhandlungen auf Augenhöhe und mit dem nötigen Pragmatismus erfolgen. Die persönliche Beziehung und der Hierarchieunterschied zwischen Verkäuferin und Käufer können den Prozess erschweren: Statt Vorgesetztem und Mitarbeiter stehen sich potenzielle Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner gegenüber. Hier kann es helfen, unabhängige Dritte zu Rate zu ziehen, die als Mediatorinnen oder Mediatoren fungieren.
Auf Ihre Nachfolgerin oder Ihren Nachfolger kommen in der Rolle als Eigentümerin oder Eigentümer neue Aufgaben zu. Neben dem operativen Tagesgeschäft sind für die Unternehmensleitung visionäre und strategische Fähigkeiten nötig. Nicht jede Managerin und jeder Manager verfügt über den notwendigen Unternehmergeist, um einen Betrieb erfolgreich zu führen. Als Alteigentümerin oder Alteigentümer können Sie Hilfestellung geben: Wählen Sie Ihre Nachfolgerin oder Ihren Nachfolger mit Bedacht aus und geben Sie Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen frühzeitig weiter.
In der Schweiz sind das Family-Buy-out, Mergers & Acquisitions und das Management-Buy-out die am häufigsten gewählten Nachfolgelösungen. Sie unterscheiden sich wie folgt:
Beim Family-Buy-out wird die Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie, zumeist von den Kindern, übernommen. Diese Variante ist die häufigste Nachfolgelösung in der Schweiz und kommt in rund 40 % der Fälle zum Einsatz. Die familieninterne Nachfolge benötigt in ihrer Umsetzung am meisten Zeit: Knapp sechs Jahre vergehen von der Planung bis zur Unternehmensübergabe, was zumeist auf die hohe Komplexität von steuer- und erbrechtlichen Faktoren zurückzuführen ist. Der grosse Vorteil der familieninternen Nachfolge ist die Wahrung der Tradition und der Verbleib des Lebenswerks in der Familie. Nachteilig ist der geringere Verkaufspreis: Häufig wird ein Familiendiscount gewährt, sodass der Preis unter dem tatsächlichen Marktwert des Unternehmens liegt.
Im Vergleich zur betriebsinternen Nachfolge ist diese Nachfolgeoption am besten für Firmen geeignet, die die Familientradition wahren möchten und hinsichtlich der Nachfolgelösung nicht unter Zeitdruck stehen.
Das Management-Buy-in oder Mergers & Acquisitions beschreibt den Verkauf einer Firma an externe Dritte. Mögliche Käuferinnen und Käufer sind die Konkurrenz, Private-Equity-Investoren, eine Finanzinvestorin oder ein Finanzinvestor oder ein externes Management. Diese Art der Nachfolgelösung ist die schnellste: Im Schnitt vergehen von der Vorbereitung bis zur Vertragsunterzeichnung nur rund eineinhalb Jahre. Bei der Übergabe an Dritte wird zudem der höchste Verkaufspreis erzielt – je nach Käuferin oder Käufer bis zu 40 % über der Kontrollprämie. Nachteilig ist für viele Unternehmerinnen und Unternehmer die Vorstellung, das eigene Lebenswerk in «fremde Hände» zu übergeben: Anders als beim MBO oder FBO verbleibt die Unternehmensführung nicht im näheren Umfeld.
Im Vergleich zum Management-Buy-out empfiehlt sich der Verkauf an Dritte besonders, wenn die Unternehmensnachfolge schnell erfolgen und ein hoher Verkaufspreis erzielt werden soll.
Ein Management-Buy-Out bietet für Sie als Inhaberin oder Inhaber viele Vorteile: Die Qualitäten der Nachfolgerin oder des Nachfolgers sind bekannt, die zeitliche Dauer ist überschaubar und die Geschäftsprozesse können ohne Unterbruch weiterlaufen. Auch hinsichtlich Branche und Grössenordnung gibt es keine Einschränkungen: Ein MBO kommt für klein- und mittelständische Unternehmen sowie Grosskonzerne gleichermassen in Frage. Wenn Sie bei der Umsetzung ein paar Faktoren beachten und an den wichtigen Stellen auf professionelle Unterstützung zurückgreifen, ist das MBO eine gute Möglichkeit, um die Zukunft Ihres Unternehmens auf lange Zeit zu sichern.