Sicherheit und Recht

Kurzfristiges Darlehen – jahrelange Belastungsprobe

Bilder: Marco Vara
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Obwohl Finanzdienstleistungen eigentlich nicht zum Angebotskatalog der HK Reinigungen AG gehören, gewährte sie einem befreundeten Unternehmer Ende 2018 einen Überbrückungskredit. Was als kurzfristige Unterstützung gedacht war, eskalierte zum Rechtsfall und hallt sowohl finanziell als auch emotional bis heute nach. 

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    Meine Firma

    Originaltext erschienen in «Meine Firma», dem KMU-Magazin der AXA Schweiz.

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Es ist Alexandra Kissling anzuhören, dass es ihr nicht leichtfällt, über das zu sprechen, was ihrem Familienunternehmen passiert ist. Und es wird auch schnell klar, dass es dabei um mehr geht als nur um Geld. Begonnen hat die prägende Erfahrung 2018: Seit rund sieben Jahren vertrat sie ihren Vater damals bereits als Geschäftsführerin. Letzterer ist unternehmerisch gut vernetzt, was ihnen eine starke Verankerung der Firma in der Region sowie viele vertraute Geschäftsbeziehungen einbrachte. Überaus gutmütig und allseits beliebt sei der Vater zudem, sagt Kissling. Dass diese positiven Eigenschaften später schamlos ausgenutzt wurden, macht sie bis heute fassungslos. 

Darlehen unter Freunden

Der verhängnisvolle Anruf kam gegen Ende des Jahres. Ein – heute ehemaliger – Geschäftskollege von Hans Kissling wollte ein Grundstück kaufen und brauchte Geld, um bis dahin finanziell überbrücken zu können. Hilfsbereit, aber nicht etwa blauäugig gab sich Kissling einverstanden damit, dem Bekannten unter die Arme zu greifen. Nachdem sowohl die privaten als auch institutionellen Betreibungsregister des Anfragestellers überprüft und keine Einträge festgestellt wurden, setzte Kissling mit dem zukünftigen Schuldner einen Darlehensvertrag auf. Das zinsfreie Darlehen sollte bereits nach wenigen Monaten zurückbezahlt werden; als Kriterium dafür wurde die Rückzahlung aber auch an einen Hausverkauf des Schuldners gekoppelt.

Die rechtliche Ausgangslage zeichnete aber ein weniger klares Bild als angenommen, wie Leo Loosli heute rückblickend festhält. Loosli arbeitet beim Rechtsdienst der AXA-ARAG und betreute den Fall der Familie Kissling. «Leider war der Darlehensvertrag stellenweise widersprüchlich formuliert, was die Durchsetzung der Ansprüche erschwerte. Mit einem Gang zum Notar hätten die nötigen Vorkehrungen getroffen werden können, um dies zu vermeiden und die Sicherheiten formell zu regeln», erklärt er. Dass die an Bedingungen geknüpften und nicht in ganz unelastischen Rückzahlungsfristen vom Schuldner ungeniert ausgenutzt wurden, erfuhr Alexandra Kissling im Februar 2019. 

«Gerade in solchen Angelegenheiten lohnt es sich, die Initialkosten auf sich zu nehmen und die Verträge von Experten aufsetzen oder prüfen zu lassen», rät Leo Loosli, Rechtsexperte der AXA-ARAG.

Weder Geld noch Einsicht

Das Geld kam nicht – trotz Vereinbarung. Alexandra Kissling, die ihren Vater in seiner Ferienabwesenheit vertrat, war baff. Sie rief den Schuldner an, in der Hoffnung, eine plausible Erklärung für die versäumte Zahlung zu erhalten. Vom anderen Ende der Leitung erreichten sie zu ihrem Entsetzen jedoch keine Entschuldigungen, sondern lediglich aufmüpfige Kommentare und die lapidare Aufforderung, sie solle sich keine Sorgen machen. Mit dem Hausverkauf habe etwas nicht geklappt, das Geld komme darum etwas später, versicherte ihr der Schuldner. An diesem Verhalten änderte er auch nichts, als er später erneut mehrfach und auch schriftlich kontaktiert wurde. Im Gegenteil. «Während wir unsere Erwartungen klar formulierten, antwortete der Schuldner entweder gar nicht oder nur mit frechen Kommentaren. Wir wurden weiterhin vertröstet und hingehalten», erinnert sich Alexandra Kissling.

Rechtliche und emotionale Abhilfe

Nach langem Hin und Her schien der Bekannte dann doch einzulenken – was sich allerdings rasch als Trugschluss herausstellte. Zwar überwies er hie und da einen kleineren Geldbetrag an die HK Reinigungen, um etwas Zeit zu schinden. Die Absicht, die Gesamtschuld zu tilgen, zeigte der Schuldner jedoch nicht. Als er später dann tatsächlich eingestand, nicht zahlungsfähig zu sein, bekam es die Familie mit der Angst zu tun. Hans Kissling kontaktierte den Rechtsschutz. «Glücklicherweise war die HK Reinigungen AG finanziell ausreichend flexibel. Solche Fälle können nämlich oft sehr schnell die Existenz eines Unternehmens bedrohen», erklärt Leo Loosli von der AXA-ARAG. Es war bereits 2021, als er hinzugezogen wurde, und die belastende Situation zog sich schon drei Jahre lang hin. Trotz eines ausreichenden finanziellen Polsters war die emotionale Last für die Familie Kissling riesig. «Der Schuldner kontaktierte uns plötzlich ununterbrochen und versuchte, uns stets mit unglaubhaften Argumenten von weiteren Rechtsschritten abzuhalten. Diese Situation war kaum aushaltbar, und ich verzichtete fortan auf den persönlichen Kontakt mit ihm», schildert Alexandra Kissling ihre Erfahrung. Für Loosli ist dieses Verhalten nachvollziehbar: «Grundsätzlich können selbst simple Rechtsfälle für die Betroffenen sehr belastend sein, weshalb es wichtig ist, frühzeitig professionelle rechtliche Unterstützung beizuziehen.» 

«Während wir unsere Erwartungen klar formulierten, antwortete der Schuldner entweder gar nicht oder nur mit frechen Kommentaren. Wir wurden weiterhin vertröstet und hingehalten.»

Alexandra Kissling, HK Reinigungen AG

Geld zurück – Last bleibt

Simpel war er aber nicht, Kisslings Fall. Auch nachdem Loosli die rechtlichen Schritte eingeleitet hatte, blieb es für die Familie ein emotionales Auf und Ab und der Tatbestand heikel, erklärt der Rechtsexperte. Trotzdem fiel der Gläubigerfamilie eine immense Last von den Schultern, wie Alexandra Kissling betont: «Wir haben Leo Loosli alle Unterlagen zugestellt, und er hat uns super begleitet. Wir waren sehr froh um den Experten – wir wussten nicht mehr, was wir machen sollten. Der Rechtsschutz hat uns einen grossen Teil der psychischen Belastung abgenommen.» Der Rechtsfall selbst wurde mittlerweile erfolgreich verarbeitet, gestaltete sich jedoch als schwierig. Nur mit Glück konnte ein langwieriges und kostenintensives Gerichtsverfahren noch verhindert und gleichzeitig eine annehmbare Lösung für die Kisslings gefunden werden.

Heute erhält die HK Reinigungen monatlich einen Teil ihres Geldes zurücküberwiesen. Bis die Schulden getilgt sind, werden sechs Jahre seit der Vergabe des gutgemeinten Darlehens vergangen sein – geplant waren zwei bis drei Monate. Unter keinen Umständen würde Alexandra Kissling wieder jemandem ein solches Darlehen gewähren. Nachvollziehbar, auch für den Rechtsexperten Loosli, der rät: «Gerade in solchen Angelegenheiten lohnt es sich, die Initialkosten auf sich zu nehmen und die Verträge von Experten aufsetzen oder prüfen zu lassen.» Alexandra Kissling ist heute einfach nur froh, dass die Geschichte nun (fast) abgeschlossen ist. Einzig den Rechtsdienst würde sie im Nachhinein schon früher einbeziehen.

Die Firma

Gegründet hat Hans Kissling seine Reinigungsfirma HK Reinigungen 1998 in Worb – und putzte damals auch noch selbst mit. Heute übernehmen das seine rund 40 Mitarbeitenden, wobei sich das Unternehmen auf Baureinigungen, Liegenschaftsbetreuungen und Unterhaltsreinigungen konzentriert. Seit 2011 ist Hans Kisslings Tochter Alexandra stellvertretende Geschäftsführerin. 

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