Im Leben kommt es immer wieder zu unvorhergesehenen Situationen. Schicksalsschläge können die eigenen Pläne durcheinanderbringen. Für solche Fälle ist es gut, gewisse Vorkehrungen getroffen zu haben – beispielsweise in Form einer Generalvollmacht.
Doch was ist eine Generalvollmacht genau, in welchen Situationen ergibt sie Sinn und worauf gilt es zu achten? In diesem Artikel finden Sie Antworten auf diese und viele weitere Fragen.
Eine Generalvollmacht ist ein rechtliches Dokument. Durch dieses Dokument erteilt eine Person (Vollmachtgeberin oder Vollmachtgeber) einer anderen Person (Vollmachtnehmerin oder Vollmachtnehmer) die Erlaubnis, in ihrem Namen bestimmte Handlungen auszuführen und Entscheidungen zu treffen. Die mit einer Generalvollmacht einhergehende Machtbefugnis ist sehr umfassend. Sie deckt in der Regel alle Bereiche ab, in denen Vollmachtgeberinnen und Vollmachtgeber selbst handeln könnten. Dazu gehören:
Über medizinische Behandlungen entscheiden
Anträge bei Behörden
Versicherungen kündigen oder abschliessen
Rechtsgeschäfte abschliessen
Überweisungen oder Abhebungen vom Bankkonto durchführen
Ergänzend zur Generalvollmacht können Sie im Vorsorgeauftrag festhalten, wer Sie vertreten darf, falls Sie urteilsunfähig werden. So können Sie sicherstellen, dass im Ernstfall eine Vertrauensperson notwendige Entscheidungen treffen kann. Diese ist somit in der Lage, fast alle rechtlichen, finanziellen und persönlichen Angelegenheiten der Vollmachtgeberin oder des Vollmachtgebers zu regeln. Der Unterschied zwischen den beiden Begriffen Generalvollmacht und Vorsorgeauftrag wird am Ende des Blogs noch einmal genau erklärt.
Eine Generalvollmacht kann in verschiedenen Situationen sinnvoll sein. So ist es beispielsweise mit zunehmendem Alter oder bei einer schweren Erkrankung möglich, dass Sie Ihre finanziellen, rechtlichen oder persönlichen Angelegenheiten irgendwann nicht mehr selbst verwalten können.
Die Generalvollmacht verliert ihre Gültigkeit, wenn die Vollmachtgeberin oder der Vollmachtgeber nicht mehr handlungsfähig ist. Dann wird der oben angesprochene Vorsorgeauftrag relevant.
Doch auch für vorhersehbare – und weniger dramatische – Situationen bringt eine Generalvollmacht Vorteile mit sich: Bei einem längeren Auslandsaufenthalt zum Beispiel kann eine Generalvollmacht praktisch sein, falls es während Ihrer Abwesenheit zu Hause Angelegenheiten zu regeln gibt. Auch für Personen mit komplexen Vermögensverhältnissen oder Geschäftsleute ist eine Generalvollmacht unter Umständen nützlich. Durch sie lässt sich die Verwaltung von Vermögen, Kapital oder Unternehmensstrukturen vereinfachen. Oder für komplexe und zeitintensive Prozesse wie einen Hausverkauf: Mit einer Generalvollmacht können Sie diesen vereinfachen, indem eine Vertrauensperson die Verhandlungen führt, Verträge vorbereitet und den Verkauf abschliesst. Das gilt auch, wenn es Ihnen aus anderweitigen Gründen nicht möglich ist, den Verkauf selbst abzuwickeln.
Eine Generalvollmacht enthält verschiedene Bestandteile. Diese sollten genau definieren, welche Rechte und Befugnisse Vollmachtnehmerinnen und Vollmachtnehmer erhalten und unter welchen Bedingungen und in welchem Umfang sie diese ausüben dürfen. Die wichtigsten Inhalte einer Generalvollmacht sind:
Angaben zu den beteiligten Personen: Als einer der wichtigsten Bestandteile gelten die Namen und Adressen der beteiligten Personen. Sie können zusätzlich auch Ersatz-Vollmachtnehmerinnen oder -nehmer benennen, falls die ursprünglich bevollmächtigte Person ihre Aufgabe nicht mehr wahrnehmen kann.
Umfang der Vollmacht: Hier legen Sie fest, in welchen Bereichen die Vollmacht gültig ist. Eine Generalvollmacht umfasst in der Regel alle rechtlichen, finanziellen und persönlichen Angelegenheiten. Dazu gehören beispielsweise Vermögensverwaltung, Vertretung in Rechtsangelegenheiten sowie Abschluss von Verträgen.
Spezielle Anweisungen oder Beschränkungen: Grundsätzlich ist eine Generalvollmacht weitreichend und mehr oder weniger allumfassend. Aber natürlich können Sie als Vollmachtgeberin oder Vollmachtgeber bestimmte Bereiche ausschliessen. In der Regel ist der Immobilienverkauf ausgeschlossen, ausser er wird explizit erwähnt. Genauso ist es möglich, spezielle Anweisungen zu geben, wie Bevollmächtigte in bestimmten Situationen verfahren sollen.
Geltungsdauer und Bedingungen: In der Regel definieren Sie, wann die Vollmacht in Kraft tritt und unter welchen Umständen sie endet. Wichtig: Sie gilt nur so lange, wie die Handlungsfähigkeit der ausstellenden Person gegeben ist. Wenn die Person handlungsunfähig wird, tritt der Vorsorgeauftrag in Kraft.
Weitere rechtliche Angaben: Abhängig von spezifischen Anforderungen und Ihrer individuellen Situation können Sie in der Vollmacht zusätzliche rechtliche Bestimmungen aufführen. Dazu gehört auch, eine Regelung zu bestimmen, um die Vollmachtnehmerin oder den Vollmachtnehmer unter gewissen Umständen abzulösen.
Ein Vorsorgeauftrag ermächtigt eine ausgewählte Person, im Falle der Urteilsunfähigkeit Vertretungshandlungen vorzunehmen. Diese Handlungen beziehen sich auf administrative, finanzielle und persönliche Angelegenheiten und müssen im Interesse der Person erfolgen, die den Auftrag erteilt hat.
Spezialvollmachten sind auf einzelne Bereiche oder Aufgaben beschränkt – zum Beispiel den Verkauf einer Immobilie, die Vertretung in einer Gerichtsverhandlung oder auf Finanz- und Bankgeschäfte.
In einer Patientenverfügung legen Sie konkrete Wünsche bezüglich medizinischer Behandlung fest. Dies umfasst Anweisungen über lebenserhaltende Massnahmen, Schmerzbehandlung und andere medizinische Eingriffe. Eine Patientenverfügung bezieht sich ausschliesslich auf medizinische Entscheidungen und hat keinen Einfluss auf finanzielle oder rechtliche Angelegenheiten.
Mit einer Anordnung im Todesfall regeln Sie, wie mit Ihrem Nachlass in Bezug auf die Rechtsfragen zu Testament, Erbe und Beerdigung verfahren werden soll. Das Dokument umfasst Anweisungen für die Bestattung, die Aufteilung des Vermögens und kann auch Wünsche bezüglich der Trauerfeier enthalten.
Das Testament bezieht sich speziell auf die Verteilung von Vermögen nach dem Tod. Es kann auch eine Testamentsvollstreckerin oder einen Testamentsvollstrecker bestimmt werden. Diese Person sorgt dafür, dass die im Testament festgelegten Wünsche umgesetzt werden. Wichtig: Das Testament muss beurkundet oder handschriftlich verfasst werden.
Bei einer Generalvollmacht ist es wesentlich, dass das Dokument sowohl rechtlich gültig als auch auf Ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Vollmacht sollte deshalb klar und eindeutig formuliert sein, um Missverständnisse zu vermeiden. Sie können für Ihre Generalvollmacht ein Muster verwenden. Allerdings ist es ratsam, die Vollmacht individuell anzupassen. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, können Sie deshalb auch eine Rechtsberatung in Anspruch nehmen. Stimmen Sie Ihre Generalvollmacht am besten mit einer Notarin oder einem Notar beziehungsweise einer Rechtsanwältin oder einem Rechtsanwalt ab. Diese Fachpersonen kennen sich mit derart wichtigen und rechtlich bindenden Dokumenten aus und sorgen dafür, dass die Vollmacht Ihren Bedürfnissen entspricht.
Auch wenn Sie die Generalvollmacht selbst mit einem Muster und ohne Notarin oder Notar erstellen, ist es empfehlenswert, das Dokument anschliessend notariell beurkunden zu lassen. Die Beurkundung gibt dem Dokument eine höhere Rechtssicherheit und kann im Zweifelsfall als Beweis für die Gültigkeit der Vollmacht dienen. Die Kosten für die Beurkundung richten sich nach dem Gegenstandswert und beinhalten eine Gebühr. Eine notariell beglaubigte Ausfertigung der Vollmacht ist in einigen wenigen Fällen sogar erforderlich: zum Beispiel bei Immobilienangelegenheiten, im Rahmen von Gesellschaftsverträgen, bei erbrechtlichen Bestimmungen oder für bestimmte Bankgeschäfte.
Möchten Sie eine Generalvollmacht ausstellen, sollten Sie mehrere wichtige Aspekte berücksichtigen. Hier sind einige Tipps, mit denen Ihre Generalvollmacht sicher und gültig ist: