Rolfing-, Dorn- und Polarity-Therapie: Was ist das eigentlich? Rund die Hälfte der Schweizer Bevölkerung hat bereits alternative Behandlungsmethoden ausprobiert, doch diese drei sind noch recht unbekannt. Dabei bringen Sie einige Vorteile mit sich.
Rückenschmerzen, Verspannungen und ein gestörtes Gleichgewicht im Körper – das sind Beschwerden, mit denen viele Menschen heutzutage zu kämpfen haben. Diese Symptome können das tägliche Leben stark beeinträchtigen und erfordern oft eine umfassende Behandlung, die über schulmedizinische Methoden hinausgeht. Genau hier kommen alternative Behandlungsmethoden wie die Rolfing-, Dorn- oder Polarity-Therapie ins Spiel. Diese bieten einzigartige Ansätze, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die Ursachen von Beschwerden ganzheitlich zu behandeln. In diesem Artikel erfahren Sie, bei welchen Beschwerden diese Therapien helfen, wie sie durchgeführt werden und wer die Kosten dafür übernimmt.
Die Rolfing-Methode ist eine manuelle Faszientherapie, die auf die Verbesserung der Körperhaltung und der Bewegungsmuster abzielt.
In etwa zehn Sitzungen wird der Körper durch gezielte tiefe Bindegewebsarbeit in seine natürliche, von der Schwerkraft bestimmte Position zurückgebracht. Ziel ist es, Verspannungen und Fehlhaltungen zu lösen, welche oft durch Stress oder unnatürliche Bewegungsmuster entstehen. Rolfing fördert somit die Bewegungsfreiheit und unterstützt den natürlichen Energiefluss im Körper. In der Schweiz wird die Methode von Therapeutinnen und Therapeuten angewendet, die eine Rolfing-Therapie-Ausbildung absolviert haben.
Die Behandlung hiess ursprünglich Strukturelle Integration, später setzte sich in Anlehnung an die Begründerin Ida Rolf der Begriff Rolfing durch. Ida Rolf war eine amerikanische Biochemikerin. In den 1920er-Jahren suchte sie am Rockefeller Institute for Medical Research in New York nach Behandlungsmöglichkeiten für chronische Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und entwickelte diese Methode.
Die Dorn-Therapie wird besonders bei Schmerzen im Rücken und Nacken angewendet. Sie basiert darauf, verschobene Wirbel in die normale Position zurückzubringen – ohne viel Krafteinsatz. Oftmals genügt bereits ein Daumendruck.
Benannt ist sie nach dem bayrischen Landwirt Dieter Dorn, der 1975 nach einem Hexenschuss einen Berufskollegen im Nachbardorf aufsuchte, der ihn mit einfachen Handgriffen von seinen Schmerzen befreite. Dorn erlernte diese Technik und wandte sie zunächst erfolgreich im Bekanntenkreis an. Ein Orthopäde wurde darauf aufmerksam und motivierte Dorn, seine Methode in Seminaren weiterzugeben.
Charakteristisch für die Wirbeltherapie nach Dorn ist die aufbauende Reihenfolge. Eine komplette Behandlung beginnt bei den Füssen und führt über die Beine, das Becken, die Wirbelsäule bis zum Kopf. Dabei wird auch auf die Beinlänge geachtet, da eine Ungleichheit zu Fehlstellungen und Rückenschmerzen führen kann. Die Patientinnen und Patienten bleiben dabei nicht untätig: Sie müssen sich aktiv bewegen und mithelfen, um wieder schmerzfrei zu werden. Bruno Laetsch, der seit 16 Jahren als Dorn-Therapeut arbeitet, sieht die Wirkung der Therapie täglich: «Patienten kommen schmerzgekrümmt in meine Praxis und verlassen sie aufrechten Ganges.»
Die Dorn-Therapie kann unterstützend bei einem Bandscheibenvorfall wirken, indem sie die Wirbelsäule entlastet und Fehlstellungen korrigiert. Sie ersetzt jedoch keine ärztliche Behandlung und sollte nur in Absprache mit einer Fachärztin oder einem Facharzt angewendet werden.
Die Dorn-Breuss-Therapie kombiniert die Dorn-Therapie mit der sanften Breuss-Massage, die entlang der Wirbelsäule angewendet wird. Die Breuss-Massage zielt darauf ab, die Regeneration der Bandscheiben zu fördern und tiefsitzende Verspannungen im Rücken zu lösen. Oft wird dabei Johanniskrautöl verwendet, um die Wirkung zu unterstützen.
Zusammen bieten die beiden Methoden eine ganzheitliche Behandlung, die sowohl körperliche als auch energetische Blockaden lindern kann.
Bei der Polarity-Methode dreht sich alles um die Energieflüsse im Körper. Genauer gesagt geht es um die Harmonisierung der Lebensenergie, um langfristige Heilung zu ermöglichen. Dies geschieht durch das Zusammenspiel von Achtsamkeit, Körperarbeit, Gesprächen, ausgewählten Yoga-Praktiken sowie Ernährung. Die Behandlung hilft nicht nur bei diversen körperlichen Leiden, sondern auch bei psychischen Problemen.
Entwickelt wurde Polarity von Dr. Randolph Stone, der sein Wissen in Chiropraktik, Osteopathie, Naturheilkunde und Neuropathologie mit Elementen aus der ayurvedischen Medizin und der alten ägyptischen Heilkunde zu einer neuen Behandlungsmethode verband.
Das Wirkungsprinzip der Polarity-Behandlung können Sie auch problemlos selbst ausprobieren. Bei einem verspannten Nacken reiben Sie die Handflächen fest aneinander, bis Sie die Wärmeenergie spüren. Danach legen Sie die linke Hand auf den Nacken und platzieren die rechte Hand unterhalb des Halses, dabei atmen Sie tief ein und aus. Spüren Sie die Wirkung?
«Die Polarity-Therapie kann Zustände von fehlendem Gleichgewicht im Körper aufdecken und sie ausgleichen.»
Die Kosten für die drei Methoden variieren je nach Therapeutin bzw. Therapeut und Standort:
Die Kosten für die Rolfing-, Dorn- und Polarity-Therapien sind nicht durch die Grundversicherung der Krankenkasse gedeckt. Mit einer Zusatzversicherung können jedoch Teile der Behandlungskosten erstattet werden.
Die ambulante Zusatzversicherung der AXA ermöglicht eine teilweise Rückerstattung der Behandlungskosten, sofern die Therapie von einer anerkannten Fachperson durchgeführt wird. Geeignete Therapeutinnen und Therapeuten für Rolfing, Dorn oder Polarity finden Sie über unsere Therapeuten-Suche. Mit dem Versicherungsmodell COMPLET der AXA erhalten Sie 75 Prozent der Therapiekosten zurück, bis zu CHF 3000 pro Jahr.
Wie bei jeder alternativen Behandlungsmethode gibt es auch bei der Dorn-Therapie sowie bei Rolfing und Polarity Kritik. Einige bezweifeln die langfristige Wirkung der Therapie und sehen sie eher als kurzfristige Linderung von Symptomen. Zusätzlich wird bemängelt, dass die Wirksamkeit der Methoden nicht wissenschaftlich belegt ist. Dennoch schwören viele Patientinnen und Patienten auf die positiven Effekte und bezeugen die Wiederherstellung ihrer Beweglichkeit nach einer Rolfing-, Dorn- oder Polarity-Therapie.