Gesundheit

Wie unterstütze ich nahestehende Personen bei psychischen Problemen?

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Was tun, wenn sich eine geliebte Person – Ihre Frau, Ihr Lebenspartner, Ihr Kind oder eine Freundin – plötzlich verändert? Wenn sie nicht mehr so fröhlich und unternehmungslustig ist wie früher – sich aus dem sozialen Leben zurückzieht? Könnte es sein, dass sie eine Depression hat?

In diesem Artikel bieten wir Ihnen Checklisten, Informationen und Services zur frühzeitigen Erkennung von psychischen Krankheiten bei Freunden und Angehörigen. Ausserdem geben wir Ihnen Tipps, wie Sie die betroffene Person auf Ihre Beobachtungen und eine mögliche Erkrankung ansprechen können.

Wir gehen auf folgende Fragen ein: 

  1. Welche psychischen Erkrankungen gibt es?
  2. Was sind die häufigsten Ursachen für psychische Krankheiten?
  3. Wie erkenne ich, ob eine nahestehende Person psychische Probleme hat?
  4. Können psychische Probleme Schmerzen verursachen?
  5. Kann ich einem depressiven Familienmitglied selbst helfen?
  6. Welche Fachstellen oder -personen kann ich psychisch erkrankten Menschen empfehlen?
  7. Was tun, wenn der geliebte Mensch meine Hilfe abweist?
  8. Wie kann ich dazu beitragen, Angehörige präventiv gegen psychische und seelische Belastungen zu schützen?
  9. Fazit: Die Top-5-Tipps für Angehörige psychisch erkrankter Personen

Wichtig

Wenn sich eine Person in einer psychischen Notlage befinden, sollte sie umgehend eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren oder die Dargebotene Hand unter der Telefonnummer 143 kontaktieren.

Welche psychischen Erkrankungen gibt es?

Psychische Erkrankungen haben viele Gesichter. Am bekanntesten sind Depressionen und Burnouts. Daneben gelten zahlreiche weitere Störungen als psychische Krankheit.

Übersicht psychischer Erkrankungen:

  • Depression und bipolare Störung
  • Burnout
  • Abhängigkeits- und Suchterkrankungen
  • Angststörungen und Phobien
  • Panik und Zwangsstörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörung und Trauma
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung
  • Essstörungen, z. B. Magersucht und Bulimie
  • Psychose und Schizophrenie

In der Schweiz ist etwa jede zweite Person im Laufe des Lebens einmal von einer psychischen Krise betroffen. Dennoch ist das Wissen rund um das Thema Depression und andere psychische Erkrankungen in der breiten Bevölkerung mangelhaft. Auch sind depressive Symptome und deren Behandlung grösstenteils unbekannt. Zudem fürchten sich psychisch Erkrankte vor einer Stigmatisierung aufgrund von Vorurteilen. Wenige suchen zur Behandlung eine Ärztin oder einen Arzt auf. Dabei ist bei den meisten Betroffenen von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Burnouts eine Genesung möglich.

Was sind die häufigsten Ursachen für psychische Krankheiten?

Mentale Probleme können sich nach und nach verstärken. Häufig bestehen sie über eine längere Zeit hinweg. Für Depressionen, Burnouts und andere psychische Störungen sind selten einzelne, plötzlich auftretende Ursachen verantwortlich. Vielmehr durchleben die Betroffenen mehrere Phasen, die eine psychische Belastung auslösen.

Ursachen für psychische Probleme in unterschiedlichen Lebensphasen

Belastungen während der Ausbildung, im Beruf und bei der Arbeit:

  • Schwierigkeiten beim Übertritt von der Schule in die Ausbildung
  • Herausforderungen beim Übertritt von der Ausbildung ins Erwerbsleben
  • Ängste beim Übertritt vom Erwerbsleben in die Pension
  • Belastungen am Arbeitsplatz oder in der Ausbildung: Stress, Mobbing, Leistungs- und Erfolgsdruck
  • Jobverlust
  • Schwierigkeiten bei der Arbeitssuche

Spannungen in Beziehungen:

  • Ablösung von der Ursprungsfamilie
  • Eingehen einer Partnerschaft
  • Entdecken der Sexualität
  • Finden der sexuellen Identität
  • Familiengründung
  • Verlust von wichtigen Bezugspersonen (zum Beispiel durch Trennung, Scheidung, Tod oder Krankheit)

Wie erkenne ich, ob eine nahestehende Person psychische Probleme hat?

Veränderungen im Verhalten können auf eine entsprechende Belastung hinweisen. Symptome dafür sind beispielsweise der Rückzug aus dem aktiven Leben, Niedergeschlagenheit und/oder Antriebslosigkeit. Auch Traurigkeit oder die Klage über Schlafstörungen tauchen bei psychischen Problemen vermehrt auf. Depressive Angehörige verlassen das Haus oder die Wohnung mit der Zeit immer weniger. Sie reagieren häufig gereizt oder sind unkonzentriert. Zeigt ein Mensch Angst- oder Panikzustände, hört er Stimmen, hat er Halluzinationen oder wirre Gedankengänge, könnte es sich sogar um eine Psychose handeln.

Können psychische Probleme Schmerzen verursachen?

Ja – psychische Belastungen wie Depressionen können auch körperliche Erkrankungen zur Folge haben und so das Leben der betroffenen Menschen beeinflussen. So klagen viele traurige, gestresste oder psychisch beeinträchtigte Menschen zuallererst über Kopfschmerzen. Gefolgt von einem schmerzvollen Engegefühl in der Brust oder Beschwerden der Verdauung. Lassen sich die Ursachen von Schmerzen nicht auf gesundheitliche Störungen des Körpers zurückführen, spricht man von einer psychosomatischen Erkrankung. Sie ist ein klares Anzeichen für eine psychische Belastung.

Kann ich einem Familienmitglied mit psychischer Erkrankung  selbst helfen?

Leidet Ihre Frau, Ihr Lebenspartner, Ihr Kind oder jemand aus Ihrem Freundeskreis unter einer psychischen Erkrankung? Die gute Nachricht: Sie können dieser Person helfen. Menschen mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen unterstützen Sie mit verschiedenen Hilfestellungen. Bereits das Gefühl, nicht allein zu sein, hilft depressiven Personen sehr.

Sprechen Sie die betroffene Person in einer ruhigen, ungestörten Situation an und nehmen Sie sich genügend Zeit. Wichtig ist, dass sich während des ganzen Gesprächs alle wohl fühlen. Verwenden Sie Ich-Botschaften – sagen Sie beispielsweise: «Ich mache mir Sorgen um dich.» Signalisieren Sie Ihre Hilfsbereitschaft und weisen Sie auf konkrete Unterstützungsangebote hin, die Sie vor dem Gespräch recherchiert haben.

Vermeiden Sie eigene Lösungsvorschläge. Weder gute Ratschläge noch Vergleiche mit Ihrer eigenen Situation sind angebracht. Vielmehr verschlimmern sie oft die emotionale Wahrnehmung eines depressiv erkrankten Menschen.

Oft hilft es Betroffenen zu wissen, dass man für sie da ist und ein offenes Ohr hat. Am besten fragen Sie den geliebten Menschen direkt, wie man ihr oder ihm Hilfe und Unterstützung bieten kann. Machen Sie sich aber auch Gedanken darüber, wie viel Ressourcen Sie selbst bereit sind zu geben und wie viel Zeit Sie eventuell für die Pflege und Unterstützung der betroffenen Person aufwenden können.

Checkliste: Wie kann ich meine Hilfe anbieten?

  • Suchen Sie von sich aus das Gespräch.
  • Fragen Sie die Person, wie es ihr geht.
  • Verwenden Sie Ich-Botschaften – zum Beispiel: «Ich mache mir Sorgen um dich.»
  • Zuhören ist das Wichtigste – Sie müssen keine gut gemeinten Ratschläge geben.
  • Machen Sie der Person keine Vorwürfe.
  • Nehmen Sie sich Zeit für das Gespräch.
  • Versuchen Sie, die Situation richtig einzuschätzen.
  • Bieten Sie Ihre Unterstützung an.

Welche Fachstellen oder -personen kann ich psychisch erkrankten Menschen empfehlen?

Bereits ein erstes Gespräch mit einem vertrauten Menschen kann Betroffene anspornen, weiterführende Hilfe bei einer Fachstelle in Anspruch zu nehmen. In der Schweiz gibt es verschiedene Anlaufstellen für Menschen mit psychischen Belastungen. 

Die Stiftung Pro Mente Sana ist Anlaufstelle für Menschen in psychischen Belastungssituationen (z. B. mit Depressionen oder in Lebenskrisen), deren Angehörige und Fachleute. Sie hilft Betroffenen, bei Fragen rund um die Erkrankung Antworten zu finden.

Hat die psychisch beeinträchtigte Person Vertrauen zur Hausärztin oder zum Hausarzt, macht auch ein Arzttermin Sinn. Die medizinische Fachperson kann gegebenenfalls Psychotherapie und andere geeignete Behandlungen anordnen.

Eine erste Anlaufstelle ist die Dargebotene Hand unter der Telefonnummer 143. Das telefonische Hilfsangebot steht Betroffenen und Angehörigen rund um die Uhr zur Verfügung und ist anonym.

Für Kinder, Jugendliche und deren Eltern gibt es Onlineplattformen wie projuventute.ch und Feel-ok.ch, ältere Menschen finden weiterführende Hilfsangebote unter prosenectute.ch.

Übersicht: Welche Fachstellen gibt es?

Was tun, wenn der geliebte Mensch meine Hilfe abweist?

Wird Ihr Hilfsangebot abgewiesen? Manche Menschen haben Mühe, über ihre Gefühle und ihre psychische Befindlichkeit zu sprechen. Akzeptieren Sie diese Situation und signalisieren Sie Ihre Hilfsbereitschaft. Man kann niemanden zwingen, Hilfe anzunehmen. Erwähnen Sie die Möglichkeit, sich an eine Fachstelle zu wenden und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Helfen Sie der bzw. dem Angehörigen in einer depressiven Phase bei der Suche nach geeigneten Anlaufstellen, sofern dies gewünscht ist.

Stehen Sie dem erkrankten Menschen auf jeden Fall bei und organisieren Sie Unterstützung. Informieren Sie die betroffene Person immer über Ihre Schritte und Ihre eigenen Gefühle. Versuchen Sie, die Erkrankte oder den Erkrankten in die Entscheidungen mit einzubeziehen. Es wäre ein Fehler, die Anzeichen für eine psychische Erkrankung wie eine Depression zu ignorieren. Auch Vorwürfe oder Schuldgefühle sind hier fehl am Platz.

Wenn Sie selbst unter der Situation leiden, tauschen Sie sich mit anderen Nahestehenden und Angehörigen aus. Auch Ihnen stehen Fachpersonen zur Seite – zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige depressiver Menschen oder bei einer Angehörigenvereinigung wie der VASK (Dachverband der Vereinigungen von Angehörigen psychisch Kranker).

Wie kann ich dazu beitragen, Nahestehende präventiv gegen psychische und seelische Belastungen zu schützen?

Reden Sie über Ihre eigenen Gefühle und Befindlichkeiten. Damit signalisieren Sie Ihre Offenheit gegenüber den Gefühlen Ihrer Partnerin, Ihres Mannes, Ihres Kindes oder Ihrer Eltern. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Seien Sie in jeder Beziehung eine gute Freundin bzw. ein guter Freund und hören Sie stets gut zu. Wenn Sie den Mut haben, über Ihre eigenen Schwächen und Sorgen zu sprechen, zeigen Sie Empathie und schaffen Vertrauen. Lassen Sie Ihren liebsten Menschen spüren, dass Sie an ihn glauben, und akzeptieren Sie ihn so, wie sie oder er ist.

Pflegen Sie innerhalb der Partnerschaft, der Familie und der Freundschaft gemeinsame Hobbys und Freizeitaktivitäten. Unternehmen Sie regelmässig Dinge, die allen guttun und sie emotional stärken.

Bleiben Sie gemeinsam sozial aktiv und pflegen Sie den Umgang mit Ihrem Freundeskreis. Auch Neues zu lernen und kreativ zu sein, hält geistig fit. Nebst regelmässiger Bewegung ist Entspannung genauso wichtig.

Fazit: Die Top-5-Tipps für Angehörige psychisch erkrankter Personen

Haben Sie Mut und gehen Sie offen auf Betroffene zu. Sprechen Sie Ihre Sorgen aus und signalisieren Sie Vertrauen und Hilfsbereitschaft. Die Expertinnen und Experten der AXA und von Pro Mente Sana raten Ihnen Folgendes: 

  • Signalisieren Sie der angehörigen Person, dass Sie für sie da sind.
  • Drängen Sie sich nicht auf und erteilen sie keine Ratschläge.
  • Fragen Sie immer wieder nach, ob die Person Hilfe braucht und welcher Art diese Hilfe sein könnte.
  • Weisen Sie die Person auf professionelle Hilfsangebote hin.
  • Tauschen Sie sich mit anderen Angehörigen aus.

Wichtiger Hinweis: Diese Checklisten und Tipps ersetzen keine ärztliche oder psychotherapeutische Diagnosestellung. Wenn Sie oder Ihre Angehörigen sich in einer seelischen Notlage befinden, konsultieren Sie umgehend eine Ärztin oder einen Arzt oder kontaktieren Sie die Dargebotene Hand unter der Telefonnummer 143.

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