Alternativmedizin ist für viele Menschen eine beliebte Ergänzung zur schulmedizinischen Versorgung. Mit ihren ganzheitlichen Ansätzen zielt alternative Medizin darauf ab, Körper, Geist und Seele in gesunden Einklang zu bringen.
Alternative Behandlungsansätze können sowohl bei chronischen Beschwerden als auch zur Vorbeugung oder Heilungsunterstützung zum Einsatz kommen. Doch was ist mit Alternativmedizin genau gemeint? Welche Methoden gibt es? Und wie lassen sich Schul- und Alternativmedizin miteinander in Einklang bringen? Wir haben die wichtigsten Infos für Sie zusammengefasst.
Alternativmedizin umfasst medizinische Verfahren, Methoden und Therapien, die nicht zur konventionellen oder schulmedizinischen Praxis zählen. Sie bietet alternative Ansätze zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Krankheiten. Während die Schulmedizin auf wissenschaftlich fundierte Methoden und Medikamente setzt, nutzt die Alternativmedizin oft weniger invasive Ansätze, deren Wirkung nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin häufig nicht belegt ist. Sie richtet sich verstärkt an Personen, die eine sanftere Therapie ohne starke Nebenwirkungen oder eine ergänzende Behandlung zur Schulmedizin suchen.
Alternativmedizin ist in der Schweiz sehr beliebt: Das Erfahrungsmedizinische Register (EMR) fand 2021 in der bislang grössten bevölkerungsrepräsentativen Umfrage zu Komplementär- und Alternativmedizin (KAM) heraus, dass 65 Prozent der Schweizer Bevölkerung bereits KAM in Anspruch genommen haben. Von den Befragten bewerteten 84 Prozent die Behandlungen als sehr erfolgreich bis genügend wirksam.
Die Begriffe der Komplementärmedizin und der Alternativmedizin überschneiden sich, sind jedoch nicht deckungsgleich: Die Komplementärmedizin umfasst Behandlungsmethoden, welche die Schulmedizin ergänzen und unterstützen. Dabei können auch alternativmedizinische Behandlungen zur Anwendung kommen.
Alternativmedizin ist ein weites Feld. Der Begriff fasst eine Vielzahl unterschiedlicher Heilmethoden und Behandlungsverfahren zusammen:
Homöopathie ist eine der bekanntesten Methoden der Alternativmedizin. Sie basiert auf dem Prinzip «Ähnliches mit Ähnlichem heilen». Dabei kommen stark verdünnte Substanzen aus der Natur zum Einsatz, beispielsweise Pflanzen, Mineralien oder tierische Stoffe.
Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) ist ein umfangreiches medizinisches System, das auf jahrtausendealtem Wissen beruht. Sie umfasst verschiedene Methoden, darunter Akupunktur, Kräutermedizin sowie spezielle Massagen. Auch Qigong – eine Kombination aus Bewegung und Meditation – fällt unter TCM.
Heilpflanzen stehen im Zentrum der Phytotherapie, auch Pflanzenheilkunde genannt. Diese Methode gehört sowohl zur Alternativ- als auch zur sogenannten Erfahrungsmedizin (Heilmethoden, deren Wirksamkeit auf Erfahrungswerten statt wissenschaftlichen Nachweisen beruht).
Ein weiterer Ansatz ist die anthroposophische Medizin: Sie erweitert die Schulmedizin mit spirituellen und ganzheitlichen Elementen, beispielsweise in Form von Kunsttherapien, Heileurythmie (therapeutische Bewegung) und speziellen Arzneimitteln.
Aus Indien stammt die Ayurveda-Methode, eine traditionelle Heilkunst, die auf einer Kombination aus Ernährung, Kräutermedizin, Massagen und Yoga basiert. Ayurveda unterstützt bei der Förderung der Verdauung, beim Stressabbau und bei der Stärkung des Immunsystems.
Die Chiropraktik konzentriert sich auf den Bewegungsapparat und verwendet manuelle Techniken, um die Funktion der Wirbelsäule und anderer Gelenke zu verbessern. Sie kommt häufig bei Rückenschmerzen, Nackenverspannungen oder Migräne zum Einsatz.
Eine ähnliche manuelle Therapie ist Shiatsu: Die japanische Massagetechnik soll durch Druck auf bestimmte Punkte entlang der Energiebahnen (Meridiane) das Wohlbefinden fördern.
Die Osteopathie ist ebenfalls eine manuelle Behandlungsmethode, die sich auf die Beweglichkeit von Muskeln, Gelenken und Organen fokussiert. Osteopathie eignet sich besonders bei funktionellen Beschwerden wie Rückenschmerzen oder Gelenkproblemen.
Reflexzonentherapie beruht auf der Vorstellung, dass bestimmte Zonen des Körpers mit Organen und anderen Körperbereichen verbunden sind. Druck auf diese Zonen soll die Selbstheilung anregen und Beschwerden durch Stress oder Schmerzen lindern.
Die Neuraltherapie setzt gezielt Lokalanästhetika an bestimmten Körperstellen ein, um Schmerzen zu lindern oder Heilungsprozesse anzuregen – zum Beispiel bei chronischen Schmerzen.
Die Naturheilkunde umfasst eine Vielzahl verschiedener Ansätze, darunter Wasseranwendungen (Hydrotherapie), Ernährungstherapie und Bewegungstherapie.
Alternativmedizin und Schulmedizin unterscheiden sich grundlegend in ihrem Ansatz, ihrer Methodik und der zugrunde liegenden Philosophie. So arbeitet die Schulmedizin häufig mit technologischen Mitteln wie Laboranalysen, bildgebenden Verfahren und Medikamenten. Ausserdem stützt sie sich auf klinische Studien und wissenschaftliche Nachweise, um ihre Verfahren zu validieren. Die Alternativmedizin hingegen nutzt meist ursprüngliche Methoden zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers. Sie legt besonderen Wert auf Prävention, möchte das innere Gleichgewicht wiederherstellen und basiert eher auf langjähriger Erfahrung und traditionellem Wissen.
Einzelne alternativmedizinische Methoden wie beispielsweise Akupunktur zur Schmerzlinderung wurden wissenschaftlich untersucht und als wirksam anerkannt. Bei anderen ist die Wirksamkeit wissenschaftlich nicht nachgewiesen, darunter viele homöopathische Ansätze.
Komplett ersetzen kann die Alternativmedizin die Schulmedizin daher nicht – insbesondere nicht in akuten oder lebensbedrohlichen Fällen wie bei Herzinfarkten, Schlaganfällen oder schweren Infektionen. Auch bei potenziell tödlichen Krankheiten wie Krebs ist Vorsicht geboten. Hier sollte die Alternativmedizin höchstens als zusätzliche Therapie Anwendung finden. Sie kann zum Einsatz kommen, um Nebenwirkungen von schulmedizinischen Behandlungen zu lindern (z. B. bei Übelkeit während einer Chemotherapie). Bei chronischen Beschwerden wie Rückenschmerzen, Schlafstörungen oder leichten psychischen Belastungen zeigen alternative Methoden auch alleinstehend oft gute Erfolge. Die sanften, oft natürlichen Methoden ermöglichen es, Beschwerden zu lindern und das Wohlbefinden langfristig zu fördern, ohne auf medikamentöse Therapien zurückzugreifen. Auch bei der Prävention kann Alternativmedizin unterstützend wirken und helfen, die allgemeine Gesundheit zu fördern und das Immunsystem zu stärken. Dennoch ersetzt die Alternativmedizin die Schulmedizin nicht vollständig.
Alternativmedizin bietet verschiedene Vorteile und hat sich für viele Menschen zu einer beliebten Option neben der oder zusätzlich zur Schulmedizin entwickelt. So bietet Ihnen alternative Medizin unter anderem:
Alternativmedizin wird von vielen Menschen als hilfreich eingeschätzt. Dennoch sollten Sie bedenken, dass viele Behandlungsmethoden auch Nachteile mit sich bringen, zum Beispiel:
In der Schweiz übernimmt die Krankenkasse unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für Alternativmedizin. Die Grundversicherung deckt seit 2017 fünf komplementärmedizinische Methoden ab:
Auch die Kosten für Chiropraktik werden in der Regel von der Grundversicherung übernommen. Alternative Heilmethoden, die in der Grundversicherung nicht enthalten sind, können Sie in vielen Fällen durch eine Zusatzversicherung abdecken.