Mit dem Begriff bidirektionales Laden bezeichnet man die Fähigkeit eines Elektrofahrzeugs, nicht nur Strom zu laden, sondern auch Energie zu speichern und zurück ins Stromnetz einzuspeisen. Für Besitzerinnen und Besitzer eines E-Autos lohnt sich der Blick auf diese Entwicklung, wie Sie in diesem Beitrag erfahren.
Ein grundsätzliches Problem der erneuerbaren Energien liegt oftmals in der Speicherung des Stroms. Denn die Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert Strom, wenn die Sonne scheint, aber nicht zwingend, wenn der Strom gebraucht wird. Die überschüssige Energie muss also im Idealfall gespeichert werden. Das kann mit speziellen Batterien gelingen, ist aber auch mit Kosten verbunden. Genau an dieser Stelle leistet das bidirektionale Laden einen wichtigen Beitrag. Denn das eigene E-Auto kann diese Speicherfunktion erfüllen. Im Regelfall wird es mit Strom geladen, um fahren zu können. Mit der richtigen Technologie kann jedoch das Elektroauto auch wieder Strom abgeben und damit zum Beispiel die überschüssige Energie der Solaranlage speichern und später ins Stromnetz zurückführen.
Beim Laden und Entladen spielt der Unterschied zwischen Wechselstrom und Gleichstrom eine entscheidende Rolle. Wechselstrom (AC) wird im Stromnetz eines jeden Haushalts verwendet. Bei der Übertragung von Energie zwischen dem Stromnetz und dem Elektrofahrzeug wird der Wechselstrom in der Regel mit einem On-Board-Ladegerät (OBC) im Fahrzeug und dem darin verbauten Gleichrichter in Gleichstrom (DC) umgewandelt, um die Batterie des Fahrzeugs zu laden. Um im Haus bzw. im Stromnetz genutzt zu werden, muss der Strom jedoch auch in entgegengesetzter Richtung fliessen. Dafür ist ein Wechselrichter im Fahrzeug oder in der Wallbox nötig. Dadurch lässt sich der Gleichstrom der Batterie in Wechselstrom umwandeln.
Es gibt verschiedene Methoden, wie der im Auto gespeicherte Strom genutzt werden kann. Diese werden meist mit der Abkürzung V2X, Vehicle-to-Everything, bezeichnet. Im Folgenden haben wir eine Übersicht über die drei bekanntesten Varianten zusammengestellt:
ISO 15118-20 ist eine internationale Norm für das bidirektionale Laden von Elektrofahrzeugen und beschreibt die Kommunikation zwischen dem Fahrzeug und der Ladeinfrastruktur. Die Norm definiert die Schnittstellen und die Kommunikationsprotokolle, die für das bidirektionale Laden notwendig sind.
Sie legt auch fest, wie Informationen über den Ladezustand der Batterie und den verfügbaren Stromfluss zwischen dem Fahrzeug und der Ladeinfrastruktur ausgetauscht werden können.
Bidirektionales Laden bedient potenziell verschiedene Anwendungsbereiche, die einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und zur nachhaltigen Energieversorgung leisten können.
Die Anzahl an immatrikulierten Elektroautos ist in den vergangenen Jahren konstant angestiegen. Über 169'000 waren es Ende 2023. Trotz der hohen Anzahl machen diese Modelle erst einen Anteil von 3,3 Prozent aller PW aus.
Das erklärt auch, warum es beim bidirektionalen Laden und den entsprechenden Möglichkeiten noch Nachholbedarf gibt: Letztlich ist der gesamtgesellschaftliche Nutzen mit dieser Quote noch relativ gering. Setzt sich der anhaltende Trend zum E-Auto weiter fort, wird es auch beim bidirektionalen Laden stärkere Fortschritte geben.
Obwohl bidirektionales Laden viele Vorteile bietet, gibt es einige technische Herausforderungen, die gelöst werden müssen, wenn das System flächendeckend zur Anwendung kommen soll:
Eine erfolgreiche Verbreitung des bidirektionalen Ladens wird nur gelingen, wenn diese Hürden langfristig überwunden werden. Allerdings gibt es bereits vielversprechende Lösungsansätze, wie die Verwendung von intelligenten Lademanagementsystemen oder die Anpassung des Stromnetzes durch Smart Grid-Technologien. Dabei handelt es sich um intelligente Lösungen, die Erzeugung, Speicherung und Verbrauch von Strom aufeinander abstimmen. Die Integration von bidirektionalem Laden in die Bemühungen rund um die Energiewende kann einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduzieren.
Nicht alle Autos sind zum bidirektionalen Laden fähig. Folgende Autos kommen für Sie zum Beispiel in Frage, wenn Sie bidirektionales Laden nutzen möchten:
(Stand: 04/2023)
In Zukunft werden weitere Modelle hinzukommen. Viele Hersteller haben die Integration dieses Features für bestimmte Autos bereits angekündigt. Aber nicht nur das Auto muss die notwendige Technologie für das bidirektionale Laden mitbringen. Auch die passende Wallbox braucht es. Bekannte Hersteller in diesem Bereich sind zum Beispiel ABB, Entratek, Evtec oder Wallbe.
Bidirektionales Laden wird in den kommenden Jahren voraussichtlich eine immer wichtigere Rolle spielen. Die folgenden Entwicklungen sollten Sie dabei genau verfolgen.
Bidirektionales Laden stellt eine innovative Technologie dar, die es ermöglicht, Energie zwischen Fahrzeug und Stromnetz hin- und herzuleiten. Die Funktionsweise beruht auf einer intelligenten Steuerung von Ladevorgängen und Stromflüssen, bei der überschüssige Energie aus dem Fahrzeug in das Stromnetz eingespeist oder das Fahrzeug als mobiler Energiespeicher genutzt wird. Dadurch eröffnen sich zahlreiche Anwendungsbereiche für die Stromnetzstabilisierung und die Integration erneuerbarer Energien in das Stromnetz.
Allerdings gibt es noch technische Herausforderungen bei der Umsetzung von bidirektionalem Laden, wie die Lebensdauer von Fahrzeugbatterien, die Anpassungen des Stromnetzes sowie die notwendigen Regulierungen und rechtlichen Rahmenbedingungen. An diesen Stellschrauben müssen Konzerne und Gesetzgeber gleichermassen Fortschritte erzielen, um die Technologie flächendeckend erschwinglich zu gestalten und letztlich auch Endverbraucherinnen und -verbraucher von der Nutzung zu überzeugen.
Bidirektionales Laden ermöglicht es, dass Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus der Ladeinfrastruktur beziehen können, sondern auch dass überschüssige Energie aus der Fahrzeugbatterie zurück ins Stromnetz eingespeist werden kann.
Bidirektionales Laden bietet mehrere Vorteile, wie z.B. die Möglichkeit, das Stromnetz zu stabilisieren und erneuerbare Energien besser zu nutzen. Es kann auch dazu beitragen, die Kosten für den Netzausbau zu reduzieren, da die Batterien von Elektroautos als temporäre Energiespeicher dienen.
Bidirektionales Laden erfordert eine Ladeinfrastruktur und ein Elektrofahrzeug mit einer bidirektionalen Ladeeinrichtung. Bei der Ladung wird Energie aus der Ladeinfrastruktur in die Batterie des Fahrzeugs übertragen. Beim Entladen wird die Energie aus der Batterie des Fahrzeugs zurück in die Ladeinfrastruktur geführt. Das ist zum Beispiel dann sinnvoll, wenn eine Photovoltaik-Anlage Strom produziert, der gerade nicht gebraucht wird.
Es gibt kein Gesetz, das bidirektionales Laden verbietet, insofern dürfen Sie im Rahmen der geltenden Regeln und mit den passenden Produkten (E-Auto, Wallbox) bidirektionales Laden nutzen.