Sieben Mal Schweizer Meisterin, acht Mal Cupsiegerin, drei Mal Kreuzband gerissen – drei Zahlen zur Fussballspielerin Meriame Terchoun, die immer wieder auftauchen. Doch was bedeutet es, in der höchsten Schweizer Frauenliga zu spielen und sich nach einer Verletzung zurück auf den Platz zu kämpfen?
Es war Samstagabend, der 13. April 2019, ein Spiel in Basel stand an. Die Erwartungen an die FCZ-Frauen waren hoch, das Team hatte in der Meisterschaft noch keine Niederlage kassiert und würde nur eine Woche später im Cupfinale stehen.
Meriame Terchoun beobachtete das Spiel zuerst von der Bank aus, die erst kürzlich gespielten Partien des Nationalteams steckten ihr noch in den Knochen. Es war kalt. Sie war müde von der langen Saison. Und dennoch war da die Angst, das Spiel zu verlieren. Die Baslerinnen spielten schnell und dynamisch und setzten die FCZ-Frauen unter Druck.
Nach der Halbzeitpause kam Terchoun zum Einsatz. Sie erinnert sich an gute Offensivaktionen. Und an den Pass ihrer Mitspielerin. Er kam etwas ungenau, also lief sie auf ihre Gegnerin los, stoppte, rannte wieder los und fiel.
Meriame Terchoun musste von ihren Kameradinnen vom Platz getragen werden. Sie konnte weder laufen noch richtig sprechen: Der Schmerz war zu dominant. Und die Wut, denn auch wenn sie es nicht wahrhaben wollte, ahnte sie, dass es wieder das Kreuzband war.
Die Tage nach dem Unfall waren hart, die Gedanken kreisten: Wieso schon wieder ich? Wie schlimm wird es diesmal sein? Will ich mich überhaupt zurückkämpfen? Nach dem MRI hatte Meriame Terchoun zumindest eine Gewissheit: Kreuzbandriss im linken Knie. Schon wieder.
«Es gibt immer Möglichkeiten, wieder fit zu werden. Egal, was die Leute sagen. Es zählt nur, was du denkst und was du willst.»
Schon 2016 und 2017 hatte sie einen Kreuzbandriss – im rechten Knie. Beide Male hatte sie sich zurück auf das Feld gekämpft und wieder an der Spitze des Schweizer Frauenfussballs mitgespielt. Und jetzt?
Die Kreuzbänder verbinden den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein und sind – zusammen mit der Muskulatur – massgeblich für die Beweglichkeit und Stabilität des Knies verantwortlich. Ein abrupter Richtungswechsel beim Laufen oder eine heftige Drehung des Beins – beide Bewegungen gehören zu einem Fussballspiel und belasten die Kreuzbänder stark. Und führen regelmässig zu Kreuzbandrissen.
Wie bei vielen Verletzungen gibt es auch bei einem Kreuzbandriss geschlechterspezifische Unterschiede. Aus einer Studie geht hervor, dass die Wahrscheinlichkeit einer Knieverletzung bei Frauen im Fussball 3,4 Mal höher ist als bei Männern.
«Bei früheren Verletzungen kämpfte ich sehr verbissen darum, schnell wieder zurück auf den Platz zu kommen. Dieses Mal habe ich mir die Zeit genommen, zu hinterfragen, ob ich das überhaupt noch will. Ich wollte herausfinden, was mir wirklich Spass macht», sagt Terchoun.
Es war ein langer Weg, einer, den Meriame Terchoun bereits zweimal gegangen war. Deshalb wusste sie auch, was auf sie zukommen würde. Sie nutzte die Verletzungspause, um zu reisen und mehr über sich, den Körper und präventives Training zu lernen. Und sie hatte den Mut, sich aktiv die Unterstützung zu holen, die sie benötigte.
Meriame Terchoun ist ein Bewegungsmensch. Und jemand, der den Dingen auf den Grund geht. «Während meines Lehrgangs zum Personal Trainer lernte ich enorm viel über den Körper und dachte mir bei vielen Dingen: Wieso habe ich das nicht früher gewusst?» Gerade im Hinblick auf die individuellen Trainingsbedürfnisse und die Unterschiede zwischen Frauen und Männern sehe sie Verbesserungspotenzial. Und einen Grund für die häufigen Verletzungen.
«Das Verletzungsrisiko und der lange Weg zurück wird im Sport noch zu wenig thematisiert.»
Verletzungen, die mit dem richtigen Training verhindert oder zumindest vermindert werden könnten. Beispielsweise durch den Aufbau der Muskulatur und somit der Stabilität. Und dadurch, dass gerade junge Spielerinnen und Spieler lernen, auf die Signale ihres Körpers zu hören und diese auch zu kommunizieren.
«Das Verletzungsrisiko und der lange Weg zurück wird im Sport noch zu wenig thematisiert. Umso mehr freut es mich, dass die AXA als Partnerin der AXA Women’s Super League genau dies tut.»