Manche sehen die WG einfach als Mittel, günstig zu wohnen, andere als Lifestyle. So oder so – ein passendes WG-Zimmer zu finden, ist oft nicht leicht. Warum also nicht selbst eine WG gründen? Hier unsere Tipps, wie Wohngemeinschaft gelingt.
Zunächst sollten Sie sich darüber klar werden, ob eine WG das Richtige für Sie ist. Nicht alle sind prädestiniert für eine WG. Es gibt sehr soziale Menschen, die allein glücklicher leben. Vielleicht, weil sie viel Ruhe brauchen oder sich allzu stark an anderen orientieren würden. Oder weil sie ein ausgeprägtes Autonomiebedürfnis haben. Oder warum auch immer. Falls bei Ihnen nichts dergleichen zutrifft, gibt es jedoch viele gute Gründe, die für eine WG sprechen.
Die Neugründung einer Wohngemeinschaft bringt einen entscheidenden Vorteil mit sich: Gestaltungsfreiraum. Nur Frauen, nur Männer oder gemischt? In welcher Altersspanne? Und gibt es No-Gos? Potenzielle Mitglieder finden sich im persönlichen Umfeld, in sozialen Medien, an Unis, Fachhochschulen oder auf spezifischen Online-Plattformen. Hören Sie bei der Entscheidung, wer zu Ihnen passt, auf Ihr Bauchgefühl. Aber nicht nur.
Die Basis des Zusammenlebens sollten geteilte Ziele und Erwartungen bilden: Zweckgemeinschaft für preiswertes Wohnen oder Best Friends Forever? Gemütliche Wohnhöhle oder modern-minimalistisches Apartment? Kurzfristige Zwischenlösung oder Homebase für mehrere Jahre? Spontan-unkompliziert oder strikt durchorganisiert? Sind sich die Mitbewohnerinnen und Mitbewohner über solche Fragen einig, erhöht das die Chancen auf eine harmonische Wohngemeinschaft.
Menschen, die sich eine Wohnung teilen, sollten einander irgendwie mögen. Und Lust haben, Zeit miteinander zu verbringen. Oder zumindest friedlich nebeneinanderher zu leben. Ähnliche Hobbys, Interessen oder politische Ansichten sind kein Muss, aber ein gemeinsamer Nenner. Allerdings: Eine gute Kollegin und eine angenehme Mitbewohnerin, das sind manchmal zwei Paar Schuhe …
Gewohnheiten sind ein wichtiger Faktor. Céline ist das Ausschlafen heilig, doch Yan übt morgens gern Geige. Mila raucht ein Päckchen pro Tag – Loris reagiert hochsensibel auf Gerüche. Da ist Ärger vorprogrammiert. Auch Partys, Essgewohnheiten, Hygiene oder Haustiere sind Themen mit Zündstoff. Ganz zu schweigen von nervigen Mödeli und Marotten. Absolute Offenheit hilft, Konflikten vorzubeugen – oder zu erkennen, wenn jemand einfach nicht kompatibel ist.
Die Anzahl Zimmer passt, die Mietkosten sind erschwinglich, die Wohnung wirkt ansprechend und die Nachbarschaft sympathisch? Dann stimmt schon vieles. Doch für die perfekte WG-Wohnung brauchts noch mehr.
Klären Sie vor Unterschreiben des Mietvertrags ab, ob die Vermieterin oder der Vermieter mit einer WG einverstanden ist. Möchten Sie als Hauptmietpartei einzelne Zimmer untervermieten? Dann haften Sie finanziell für die anderen, dafür können Sie ihnen, wenn nötig, kündigen. In den meisten WGs fungieren alle Mitglieder als Hauptmieterin oder -mieter, mit denselben Rechten und Pflichten.
Tipps rund um die WG-Gründung:
Versicherungsschutz ist etwas sehr Individuelles, das am besten jede und jeder selbst regelt. Mit einer Ausnahme: Die Privathaftpflicht- und Hausratversicherung schliessen Sie am besten gleich für den gesamten Haushalt ab. Sie schützt alle Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, die namentlich in der Police erwähnt sind. So können Sie die Prämien untereinander aufteilen und viel Geld sparen. Melden Sie Ein- und Austritte jeweils zeitnah der Versicherung.
Qualität oder Billiglinie? Bio oder nicht? Geld ist immer ein heisses Eisen. Auch in vielen WGs. Je unterschiedlicher der Umgang mit Finanzen, desto kniffliger ist es, eine einvernehmliche Lösung für die WG-Kasse zu finden. Die wichtigsten Fragen:
Sobald Grundsätzliches geklärt ist, geht es an die Feinarbeit: die einzelnen Budgetposten.
Fixe Ausgaben: Miete, Heiz- und Nebenkosten, Haushaltsversicherung, Serafe, Internet/TV, Streaming
Variable Ausgaben: Strom, Wasch- und Putzmittel, Verbrauchsmaterial wie Sandwichbeutel und WC-Papier, Gebührensäcke, Lebensmittel und Getränke usw.)
Fixes lässt sich leicht aufteilen. Variables wird dagegen am einfachsten aus einem gemeinsamen Topf bezahlt. Traditionell ein WG-Portemonnaie, heute meist ein WG-Konto. Mit wie viel oder wenig Geld die WG-Haushaltskasse auskommt, zeigt sich manchmal erst mit der Zeit. Und hängt zuweilen auch davon ab, wer hauptsächlich einkaufen geht ...
Um die Kosten stets im Blick zu haben, bieten sich Budget-Apps an. Hier drei Beispiele:
Ein Zuhause ist mehr als ein Zimmer in einer WG. Zuhause ist dort, wo man sich wohlfühlt. Und darum steht und fällt eine Wohngemeinschaft mit den Menschen, die darin wohnen. Wie sie ticken, wie sie kommunizieren und sich organisieren.
An Gemeinschaft freuen kann man sich dann, wenn man genug Privatsphäre geniesst. Und da sind die Bedürfnisse von Person zu Person verschieden. Manche brauchen jede Menge Me-Time. Andere sind am liebsten rund um die Uhr unter Leuten. Da gibts nur eines – einander kennenlernen und individuelle Grenzen akzeptieren. Hilfreich sein können: Anklopfen, geschlossene Türen, Zeitplan fürs Badezimmer, WG-Kalender, Telefon-Spaziergänge an der frischen Luft und vieles mehr ... WG macht kreativ!
Wo verläuft die Grenze zwischen «belebt» und «chaotisch»? Und wie sauber ist sauber genug? Das sind Gretchenfragen in jeder WG, denn hier scheiden sich die Geister. Diese drei Klassiker helfen auf dem Weg zum Konsens:
Last but not least – das Thema aller Themen. Hier entscheidet sich, ob die WG-Mitglieder in Frieden wohnen, happily ever after. Oder ob sich nach einer Weile frustriert die Wege trennen. Einige Tipps, wie sich für gute und klare Kommunikation ein Rahmen schaffen lässt:
Nicht alle Widrigkeiten lassen sich wegorganisieren: Herausforderungen und Meinungsverschiedenheiten gibt es in jeder Wohngemeinschaft. Was daraus wird, hängt von der Sozialkompetenz der einzelnen Mitbewohnerinnen und Mitbewohner ab. Je offener, respektvoller und kompromissbereiter die Leute, desto einfacher. Aber niemand ist perfekt. Und das ist okay: Selbst in einem etwas kniffligen Setting kann WG eine gute Sache sein. Nämlich dann, wenn Konflikte als Chance für persönliche Entwicklung wahrgenommen werden. Diese positive Haltung ist die beste Voraussetzung dafür, dass Sie später auf die WG-Jahre zurückblicken und sagen: «I’ve had the time of my life.»