Die AXA Schweiz setzt auf Nachhaltigkeit – auch bei ihren Anlagen. Welche Schwerpunkte die AXA Schweiz verfolgt und was diese für die Anlageentscheide bedeuten, erläutert Daniel Gussmann, Chief Investment Officer der AXA Schweiz, im Interview.
Daniel Gussmann, welche Rolle spielen nachhaltige Anlagen bei der AXA Gruppe?
Als Versicherung sind wir von Klimaereignissen und anderen globalen Risiken direkt betroffen, daher beschäftigen wir uns schon lange und intensiv mit diesen Themen. Die AXA Gruppe ist deshalb bestrebt, in Nachhaltigkeitsthemen eine Pionierrolle einzunehmen. Beispielsweise gab die AXA Gruppe als erste grosse Versicherung im Jahr 2015 den Beginn ihres sukzessiven Ausstiegs aus der Kohleindustrie bekannt. Konkret heisst das, dass wir bis 2030 keine Vermögenswerte mehr in Kohleunternehmen in den OECD- und EU-Ländern investiert haben werden (auf Englisch) und diese auch nicht versichern. Den kompletten Kohleausstieg weltweit werden wir bis zum Jahr 2040 vollziehen.
Ist Nachhaltigkeit nicht einfach eine Notwendigkeit der heutigen Zeit?
Das ist so. Man kann sich heute als Firma den Nachhaltigkeitsdiskussionen nicht mehr entziehen. Es gibt aber sehr grosse Unterschiede, wie stark Firmen das Thema tatsächlich in ihr Geschäftsmodell integriert haben. Wenn man es ernst meint, reicht es nicht, nur darüber zu sprechen.
Was macht die AXA Gruppe konkret?
Die AXA Gruppe treibt das Thema bereits seit Jahren stark voran und verfügt über eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie. Um deren Wirkung und Fortschritte laufend zu messen, hat die AXA Gruppe ein eigenes Messsystem – den sogenannten AXA for Progress Index (auf Englisch) – entwickelt. Der Index bewertet die Zielerreichung der Nachhaltigkeitsbestrebungen der AXA Gruppe als Versicherung, als Investorin sowie als vorbildliches Unternehmen generell.
Was bedeutet das in Bezug auf die Investitionen der AXA Schweiz genau?
Wir beziehen die Kriterien Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, also die sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) bei den Anlageentscheiden mit ein. Nachhaltigkeitskriterien spielen somit eine wichtige Rolle im Investitionsprozess. Firmen, die im Widerspruch zu unseren ESG-Standards stehen, schliessen wir aus. Diese sogenannte Ausschlussliste (auf Englisch) gilt übrigens nicht nur für unsere Investitionen, sondern für den gesamten Versicherungsbereich.
Welche Geschäftsfelder betrifft das vor allem?
Ausgeschlossen werden unter anderem Unternehmen der Tabak-Produktion, Produzenten von Palmöl oder Soja, die in Zusammenhang mit der Rodung von Regenwald stehen, Firmen, die geächtete Waffen entwickeln, herstellen oder mit solchen handeln, sowie alle Firmen, deren Umsatz unter anderem zu mehr als 15 Prozent Kohlegewinnung oder Energieerzeugung aus Kohle stammt.
Wie setzen Sie dies bei Ihren Anlageentscheiden konkret um?
Wir bewerten Firmen anhand klar festgelegter ESG-Standards der AXA Gruppe und verfolgen die Entwicklung der Unternehmen regelmässig. Erfüllt eine Firma unsere ESG-Richtlinien nicht und sind keine Verbesserungen erkennbar, so wird diese Firma auf die sogenannte Ausschlussliste zwecks Desinvestitionen gesetzt. Das bedeutet, dass wir keine weiteren Investitionen in diese Unternehmen mehr tätigen und uns aus diesen Geschäftsfeldern zurückziehen. Diese Standards setzen wir konsequent um und schliessen gewisse Sektoren und Bereiche teilweise oder ganz aus, gemäss der AXA Group Responsible Investment Policy (auf Englisch).
Ist Klimaschutz das wichtigste Nachhaltigkeitsthema der AXA Schweiz? Oder wo liegt der Fokus?
Der Klimaschutz ist definitiv ein Schwerpunkt unserer Strategie. In Übereinstimmung mit dem Pariser Klimaabkommen haben wir uns das Ziel gesetzt, das Erderwärmungspotenzial unserer eigenen Anlagen bis 2050 auf unter 1,5 °C zu begrenzen. Auch bei den Immobilien zieht die AXA Schweiz ESG-Kriterien mit ein und strebt hier bis 2050 Netto-Null CO2-Emissionen an. Dies betrifft direkte Emissionen und indirekte Emissionen durch zugekaufte Energie (Scope 1 und Scope 2) sowie durch vermietete und von anderen geleaste Sachanlagen (Scope 3.13, gemäss Greenhouse Gas Protocol) (auf Englisch). Daneben gibt es zahlreiche weitere Bestrebungen, zum Beispiel ist die AXA Schweiz Mitglied der Klimastiftung Schweiz und hat ihren eigenen Energieverbrauch zwischen 2019 und 2023 um 28 Prozent reduziert.
Klimaschutz ist aber natürlich längst nicht das einzige Thema, das uns beschäftigt. Auch Themen wie soziale Gerechtigkeit, Gesundheit und Prävention sind uns wichtig und Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie.
Welche Ziele hat sich die AXA Schweiz für die kommenden Jahre gesetzt?
Neben dem sukzessiven Ausstieg aus der Kohleindustrie und der konsequenten Umsetzung der ESG-Richtlinien (auf Englisch) investierte die AXA Gruppe bis Ende 2023 insgesamt 29,9 Milliarden Euro für umweltfreundliche Anlagen, sogenannte Green Investments. Darüber hinaus investiert die AXA Schweiz in sogenannte «Transition Bonds», eine innovative, von der AXA Gruppe konzipierte Anlageklasse, die u. a. Unternehmen beim Übergang von kohlenstoffintensiven zu kohlenstoffärmeren Geschäftsmodellen unterstützt.
Im Alleingang lassen sich die relevanten Nachhaltigkeitsthemen aber selbstverständlich nicht lösen. Um positive Entwicklungen zu fördern, nehmen wir auch unsere Stimmrechte an den General- und Aktionärsversammlungen der Unternehmen wahr, in die wir investieren, und suchen den direkten Dialog.
Wir sind seit Jahren Mitglied diverser nationaler und internationaler Initiativen wie etwa UN PRI (United Nations Principles for Responsible Investment, engl.), UN Global Compact (engl.), Net-Zero Asset Owner Alliance (engl.) oder Swiss Sustainable Finance (engl.), und beteiligen uns so aktiv an der Entwicklung von nachhaltigen Finanzdienstleistungen.