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Frauenfussball: Was braucht die Schweiz, um weiterzukommen?

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Fussball hat einen festen Platz in unserer Gesellschaft – sofern er von Männern gespielt wird. Frauen erleben ihren Fussball anders. Und je höher das Niveau, desto grösser die Kluft. Im Podcast «Steilpass» kommen Persönlichkeiten des Schweizer Frauenfussballs zu Wort. 

Bis heute sind immer noch viele Menschen der Meinung, Fussball sei ein Männersport. Und doch hat sich in den letzten Jahren einiges getan: Der Frauenfussball mausert sich, wird grösser, sichtbarer und professioneller. Selbst wenn von einer Gleichstellung der Geschlechter in der Fussballwelt noch keine Rede sein kann, sind die Fortschritte bemerkenswert. In unserem Podcast «Steilpass» spricht Sara Akanji, Assistenztrainerin bei den Frauen des FC Winterthur, mit aktiven und ehemaligen Fussballerinnen. Und will von ihnen wissen, wie es dem Frauenfussball in der Schweiz geht und welches die brennendsten Themen sind.

Schweizer Pionierinnen

Frauen am Ball – das ist nichts Neues. Bereits 1923 schliessen sich in Genf fussballbegeisterte Frauen zusammen. Danach hört man lange nichts mehr, bis 1963 die Schwestern Monika und Silvia Stahel im Aargau den FC Goitschel gründen. An Grümpelturnieren stellen sie ihr Können unter Beweis, doch offizielle Spiele austragen dürfen die Frauen nicht. Immerhin: Der Schweizer Fussballverband (SFV) erlaubt ihnen, sich als Schiedsrichterinnen zu betätigen. Damit haben Frauen erstmals einen Fuss in der Tür des Schweizer Fussballs. 1965 erhält die Walliserin Madeleine Boll versehentlich die Fussball-Lizenz. Der «Fehler» wird rasch behoben, doch Boll spielt weiter: Einige Jahre später feiert sie in Italien, wo Frauenfussball bereits damals salonfähig ist, grosse Erfolge.

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Auf die Gründung des Damenfussballclubs Zürich (1968) und der Schweizerischen Damenfussballliga (1970) folgt allmählich ein Meilenstein nach dem anderen. So kann sich der Frauenfussball in der Schweiz während der 70er- und 80er-Jahre festigen. Dennoch fristet er ein Schattendasein. Die Spielerinnen sind es gewohnt, belächelt oder gar beleidigt zu werden: Fussball gilt als unweiblich. Bis der Frauenfussball in der Gesellschaft wahr- und ernstgenommen wird, vergehen Jahrzehnte. Auch anfangs des 21. Jahrhunderts trainieren fussballverrückte Mädchen immer noch oft mit ihren Brüdern, Nachbarsjungen und Schulkollegen – mangels Alternativen. 

«Es ist sicher nicht einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Aber dass mich meine Arbeitgeberin unterstützt, macht es viel einfacher.»

Jessica Schärer, Spielerin des FC Rapperswil-Jona

Auch Frauen können Fussball!

Eines dieser Fussballmädchen ist Lara Dickenmann, ehemalige Rekordnationalspielerin und heute General Manager bei GC Frauenfussball. «Jede Generation kämpft ihren Kampf und leistet ihren Beitrag», sagt sie über den langen und steinigen Weg der Schweizer Fussballerinnen. «Wir sind es diesen mutigen und hartnäckigen Frauen ab den 60er-Jahren schuldig, den Schweizer Frauenfussball weiter zu fördern. Das ist unsere Chance, ihnen etwas zurückzugeben.» 

«Endlich gibt es im Fussball weibliche Vorbilder. Das hat uns damals gefehlt.»

Lara Dickenmann, ehemalige Rekordnationalspielerin

Wie steht es aktuell um den Schweizer Frauenfussball? «Es kommt langsam», findet Dickenmann. «Heute haben auch wir Frauen eine einigermassen grosse Kulisse. Sichtbarkeit ist enorm wichtig! Die sozialen Medien haben viel dazu beigetragen. Inzwischen ist in der Öffentlichkeit angekommen, dass auch Frauen Fussball spielen können. Und endlich gibt es bekannte Fussballerinnen, die man sich zum Vorbild nehmen kann. Das hat uns damals gefehlt.»

Dauerthema Gleichstellung 

Dank der vermehrten Präsenz des Frauenfussballs in der Öffentlichkeit ist die Fangemeinde stark gewachsen. Vorbei sind die Zeiten, als man vor beinahe leeren Zuschauerrängen spielte, unterstützt nur von ein paar Familienmitgliedern und Bekannten. Trotzdem gibts für den Frauenfussball noch viel Luft nach oben: «Auf einem Niveau, wo Männer für ihren Fussball längst bezahlt werden, zahlen Frauen noch Mitgliederbeiträge! Das ist vielen nicht bewusst», sagt Toja Rauch vom FC Winterthur. «Ab der 2. Liga bekommen die Männer Goal- und Spielprämien, davon sind wir noch weit entfernt.» 

«Auf einem Niveau, wo Männer für ihren Fussball längst bezahlt werden, zahlen Frauen noch Mitgliederbeiträge!»

Toja Rauch, Spielerin des FC Winterthur

Und auch wenn es nicht nur ums Geld geht, hat Geld doch einen direkten Zusammenhang mit gutem Fussball: Wer vom Fussball leben kann, hat auch die nötige Zeit und Energie dafür. Man trainiert tagsüber statt nach der Arbeit – und hat dann auch mal Feierabend. «Die Männer bekommen mehr Zeit für die Regeneration, eine bessere medizinische Betreuung – kurz, das Package, das man eigentlich zum Fussballspielen braucht. Bei uns Frauen geht sehr vieles auf die Freizeit», erklärt Rauch. Die meisten Schweizer Fussballerinnen gingen normal zur Schule, studierten und/oder arbeiteten, so Rauch. Sie selbst studiert Vollzeit und hat drei Nebenjobs. 

Wie bringt frau alles unter einen Hut? 

Sport, Ausbildung, Beruf, Familie und Freundinnen – allem und allen gerecht zu werden, ist für die Schweizer Fussballerinnen eine immense Herausforderung. Die Mehrfachbelastung machte der ehemaligen Nationalspielerin Cinzia Zehnder schon zu Beginn ihrer Karriere zu schaffen. Als die damals erst 17-Jährige überraschend für die WM in Kanada aufgeboten wurde, fiel das Datum genau auf ihre Maturaprüfungen. Die Schulleitung unterstützte sie nur zögerlich, schliesslich klappte es dann doch.

«Es gab nur noch Studium, Training, Schlafen, repeat.»

Cinzia Zehnder, ehemalige Nati-A-Spielerin

Später, als Zehnder parallel zum Fussball studierte, waren ihre Tage lückenlos verplant. «Es gab nur noch Studium, Training, Schlafen, repeat. Und an den Wochenenden Matches und Lernen», erzählt Zehnder. «Wenn ich heute zurückschaue, frage ich mich schon, wie ich das schaffte.» Trotz allem sei das Ganze für sie damals stimmig gewesen: «Fussball ist ja nicht nur anstrengend, sondern macht auch mega Spass. Die Trainings und Spiele gaben mir viel Energie zurück.» Und doch konnte und wollte Zehnder nicht immer so weitermachen. Sie genoss ein letztes, intensives Fussballjahr beim FC Bayern München. Anschliessend verabschiedete sich Cinzia Zehnder aus dem Spitzenfussball – um sich ganz auf ihr Medizinstudium zu konzentrieren, das sie inzwischen abgeschlossen hat.

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In der Schweiz ist bisher die klassische Profikarriere noch ein Wunschtraum. Doch es gibt Länder, in denen man durchaus vom Fussballspielen leben kann. Aus diesem Grund haben einige vielversprechende Fussballtalente Verträge in Deutschland oder England unterschrieben. In einem zweiten Blogbeitrag berichten Martina Moser, Lia Wälti und Lara Dickenmann von ihren Erfahrungen im Ausland. 

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