Im August startete die höchste Frauenliga der Schweiz in die neue Saison. Mit einer geschichtsträchtigen Premiere: Auserwählte Spiele sind zum ersten Mal seit Bestehen der Frauenliga live im Fernsehen zu sehen. Bringt die neue mediale Aufmerksamkeit weitere Veränderungen für den Frauenfussball mit sich?
50 Jahre nach der Gründung der ersten Schweizer Frauenliga ist es nun endlich soweit: SRF, RTS und RSI berichten live über die neu lancierte AXA Women’s Super League. Die Sender übertragen während dieser Saison bis zu neun Livespiele auf den Onlineplattformen sowie punktuell im TV. Und weil die grossen Stadien über eine hochwertigere Infrastruktur für die Produktion der Übertragung verfügen, werden die Spiele neu auch dort ausgetragen.
«Endlich bietet sich die Chance, die Menschen für den Schweizer Frauenfussball zu begeistern.»
Spielplan, Spielresultate und Video-Highlights der AXA Women’s Super League gibt es ausserdem auf der neuen Homepage der Spitzenliga zu sehen.
Mit einer landesweiten Berichterstattung hat vor wenigen Monaten noch niemand gerechnet, wie der Aussage der GC-Verteidigerin Naja Glanzmann zu entnehmen ist:
Auch die ehemalige GC-Spielerin Malin Gut sprach im Frühjahr noch darüber, wie gross die Ernüchterung war, als sie feststellen musste, dass im Fernsehen ausschliesslich Männer Fussball spielen. «Wir haben im Garten jeweils die Spiele aus dem TV nachgespielt. Auch die Jubel-Momente haben wir eingeübt, sind wie die Stars auf den Knien über den Rasen gerutscht … Und dann habe ich realisiert, dass ich das ja gar nicht üben brauche. Uns schaut ja niemand zu.»
Dementsprechend überrascht, erfreut und hoffnungsvoll fallen die Reaktionen bei den Liga-Spielerinnen nun aus. Auch bei ihren männlichen Kollegen:
«Es ist cool, dass der Frauenfussball in der Schweiz eine grössere Bildfläche erhält und mehr darüber gesprochen wird. Es ist sicher auch ein Schritt vorwärts im Hinblick auf die Stärkung der Frau in unserer Gesellschaft.»
Tatjana Haenni, Direktorin Frauenfussball beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) bezeichnet den Ausbau der SRG-Berichterstattung als einen «historischen Moment», einen riesigen Schritt in die richtige Richtung. Das grosse Ziel für den Frauenfussball sei die Professionalisierung des Sportes: bessere Bedingungen für die Spielerinnen und mehr Unterstützung für die Clubs. Haenni ist überzeugt: «Eine höhere Visibilität führt zu mehr Akzeptanz und letztlich zu grösserer Bekanntheit des Frauenfussballs. Und ab da wird in eine Investition für Sponsoren, Partner und Clubs interessant.»
Was war denn nun zuerst da – das Interesse am Frauenfussball oder die Übertragung im TV? Sicher ist, dass die Schweizerinnen und Schweizer zunehmend Begeisterung für den Frauenfussball zeigen. Und ausserdem wesentlich mehr als der Durchschnittseuropäer, besagt eine Studie, die 2019 im Rahmen des Forschungsprogramms UEFA Grow in Auftrag gegeben wurde.
(Quelle: Studie UEFA Grow, 2019)
Die Reform, die der Frauenfussball derzeit erlebt, basiert auf Gemeinsinn und partnerschaftlichem Engagement. So haben in den letzten zehn Jahren immer mehr Männer-Proficlubs die Frauenligen bei sich integriert. In der Folge profitieren die Spielerinnen dieser Clubs idealerweise von einer besseren Qualität an Trainern und Trainerinnen, besserer medizinischer Betreuung und gleichen Infrastrukturen wie die Männer.
«Nicht zu unterschätzen ist auch die Dynamik, die uns die Partnerschaft mit der AXA in nur kurzer Zeit gegeben hat», betont Dominik Erb, Medienverantwortlicher Frauenfussball SFV. «Auf dieser Basis ist das Engagement der SRG als National Broadcaster erst möglich geworden.»