Frauenfussball ist langweilig? Frauen spielen nicht auf dem gleichen Niveau wie Männer? Wenn Frauen Fussball spielen, interessiert das niemanden? Diese Klischees haben schon lange ausgedient – oder hätten gar nie entstehen sollen. Das wird am 29. April 2023 einmal mehr unter Beweis gestellt. Am AXA Women’s Cup Final gibt es nämlich nicht nur Fussball der Spitzenklasse zu erleben. Wir haben die sieben wichtigsten Gründe, weshalb es sich lohnt, mit dabei zu sein.
Der Cupfinal der Frauen wird dieses Jahr zum 47. Mal ausgetragen – und jedes Jahr beliebter. 2022 sorgten fast 8000 Fans im Letzigrund für grandiose Stimmung. Noch vor zehn Jahren waren gerade mal 1400 Zuschauerinnen und Zuschauer beim Cupfinal anwesend. Wie viel es wohl dieses Jahr werden? Klar ist: Im Frauenfussball ist ein stetiges Publikumswachstum zu spüren, egal ob im Cup, in der AXA Women’s Super League oder bei Spielen der Nationalmannschaft.
Jahrelang fand der Cupfinal der Frauen jeweils direkt vor dem Final der Männer statt. 2010 entschied der Schweizer Fussballverband, den Frauen-Final von der Veranstaltung der Männer zu entkoppeln. So sollte der Frauenfussball mehr Eigenständigkeit erlangen und nicht nur als Warm-up für den Männer-Final angesehen werden. Was geschah? Während die Männer vor grossem Publikum in Bern, Basel oder Zürich um den Cup spielten, kickten die Frauen dann in Wohlen, Fribourg, Jona oder Biel vor eher trister Kulisse. Seit 2021 wird der Cupfinal im Zürcher Letzigrund ausgetragen – einem Stadion, das des Anlasses auch würdig ist.
Nach dem AXA Women’s Cup Final und den Endspielen der AXA Women’s Super League ist erst mal Schluss mit Frauenfussball? Mitnichten! Vom 20. Juli bis 20. August 2023 findet in Australien und Neuseeland die 9. Fussball-Weltmeisterschaft der Frauen statt. Mit dabei ist auch die Schweiz. Der Cupfinal bietet also nicht nur den Spielerinnen eine Möglichkeit, vor der WM noch an einem Turnier abzuräumen, sondern gibt auch den Zuschauerinnen und Zuschauern die Chance, sich mit dem Frauenfussball vertraut zu machen. Denn spätestens im Juli werden wieder alle Augen auf die Schweizer Nationalmannschaft gerichtet sein. Wer sein Fussballwissen schon jetzt auffrischt, wird dann richtig auftrumpfen können.
Ein Cupfinal ist immer etwas ganz Besonderes. Das gilt für die Männer wie für die Frauen. Nicht umsonst heisst es «im Cup ist alles möglich». Der Underdog siegt gegen den Liga-Krösus, Spiele werden erst im Penalty-Schiessen entschieden (so zum Beispiel 2017) oder es hagelt Tore (wie 2022 beim 4:1 vom FCZ gegen GC oder 2019 beim 5:0 vom FCZ gegen YB). Wenn es um alles oder nichts geht, ist Spektakel garantiert. Und auch die einzigartige Final-Atmosphäre gibt es nur einmal im Jahr.
Die Fussball-Europameisterschaft der Frauen 2022 war für viele der erste richtige Berührungspunkt mit dem Frauenfussball. Und was für einer! Mit 87’192 Zuschauerinnen und Zuschauern wurde im Final im legendären Wembley-Stadion ein Zuschauerrekord aufgestellt: Nie sahen mehr Fans ein EM-Finalspiel live – und zwar weder bei den Frauen noch bei den Männern. Die Schweiz konnte sich zum zweiten Mal qualifizieren, schied aber in der Vorrunde aus. Auch wenn die meisten Schweizer Nationalspielerinnen bei Klubs im Ausland unter Vertrag stehen, werden am Cupfinal einige letztjährige EM- und künftige WM-Teilnehmerinnen auf dem Platz stehen. Eine einmalige Gelegenheit, die Talente von heute und morgen spielen zu sehen.
Wer am 29. April nicht ins Letzi reisen kann, hat Glück. Das Schweizer Fernsehen SRF überträgt den Cupfinal der Frauen nämlich live. Und nicht nur das: Auch Spiele der AXA Women’s Super League werden regelmässig im Live TV und online übertragen. Dazu gehören auch die kommenden Playoff-Matches, inklusive des Playoff-Finals vom 2. Juni. So lässt sich auch von zuhause mitverfolgen, was auf dem Rasen läuft. Seit der aktuellen Saison gibts auch Video-Highlights aller Spiele der AXA Women’s Super League bei AWSL Play zu sehen.
Wenn am 29. April der Cupfinal angepfiffen wird, stehen zwar Weltklasse-Fussballerinnen auf dem Platz – aber keine Profis. In der Schweiz kann keine Fussballerin von ihrem Lohn leben. Auch nicht, wenn sie mit ihrem Club Meisterin wird oder den Cupsieg holt. Alle Fussballerinnen der AXA Women’s Super League studieren, machen eine Berufslehre oder haben einen Job. Im Büro, in der Kita oder im Fitnesscenter. Im Beitrag «Frauenfussball: Höchstleistung im Job und auf dem Platz» zeigen wir, wie der Alltag einer Fussballerin in der Schweiz aussieht. Sport, Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bringen, für die eigene Leidenschaft einzustehen und sich an die Spitze zu kämpfen – das ist eine Leistung, der grösster Respekt gebührt. Und genau deshalb haben die 22 Frauen, die um den Cupsieg spielen, mehr Aufmerksamkeit und mehr Support verdient – im Stadion oder vom heimischen Sofa aus.