19.04.2023
Im letzten Jahr wurden in der Schweiz nicht nur teurere, sondern auch deutlich mehr Fahrräder entwendet. In den Städten Basel, Bern und Biel war die Gefahr, Opfer eines Velodiebstahls zu werden, besonders gross.
Die Frühlingstemperaturen locken Velobegeisterte nach draussen und mit ihnen auch Velodiebinnen und -diebe. Im April verzeichnet die AXA üblicherweise bereits rund 50 Prozent mehr Fahrraddiebstähle als im Februar. In den Sommermonaten sind es durchschnittlich gar über doppelt so viele. Diese saisonale Verteilung ist über die Jahre stabil geblieben. Was beim Blick auf die neuste Schadenstatistik der AXA jedoch auffällt: Im Jahr 2022 ist die Anzahl gestohlener Velos stark gestiegen. Schweizweit wurden 8900 bei der AXA versicherte Fahrräder entwendet, das ist ein Fünftel mehr als im Vorjahr. Seit 2015 war die Diebstahlquote nie mehr so hoch wie 2022 (1,2 %, jedes 84. Velo).
Dass es mehr Diebstähle gab als 2020 und 2021, überrascht Stefan Müller, Leiter Schaden Sachversicherungen bei der AXA, nicht: «Wir wissen von organisierten Banden, die Fahrräder ins Ausland schaffen. Während der Pandemie war dies aufgrund der eingeschränkten grenzübergreifenden Mobilität weniger gut möglich. Dass die Quote jedoch auch höher liegt als in den Jahren davor, muss einen anderen Grund haben.» Eine mögliche Erklärung sei, dass in den letzten Jahren ein regelrechter Velo-Boom stattgefunden habe und dadurch das Diebstahl-Potenzial deutlich grösser sei. Gestiegen ist über die Jahre auch die durchschnittliche Schadenhöhe und damit die Schadensumme. Die AXA hat im letzten Jahr knapp 18 Millionen Franken für entwendete Fahrräder bezahlt – 2000 Franken pro Fall. Noch vor fünf Jahren lag der Durchschnittsschaden bei 1250 Franken und damit um knapp 40 Prozent tiefer. «Grund dafür ist, dass die Velos immer teurer werden und dass vermehrt kostspielige E-Bikes im Umlauf sind – eine lukrative Beute für Diebinnen und Diebe», ordnet Stefan Müller ein.
Ein Blick auf die Schweizerkarte zeigt, dass nicht alle Kantone gleich stark von Fahrraddiebstählen betroffen waren. In Basel-Stadt war 2022 das Risiko, dass der Drahtesel abhandenkommt (Quote 3,0 %, jedes 33. Velo), über achtmal grösser als im Tessin, dem Schlusslicht im Ranking (0,4 %). Weitere Fahrraddiebstahl-Hochburgen waren Basel-Landschaft (2,2 %) sowie die Kantone Solothurn (1,8 %) und Luzern (1,6 %). Weniger Sorgen machen mussten sich Velofahrerinnen und -fahrer nicht nur im Tessin, sondern auch in Glarus (0,4 %), im Wallis (0,5 %) und in Appenzell Innerrhoden (0,6 %).
«Die regionalen Unterschiede können wir nicht abschliessend erklären», sagt Stefan Müller. «Neben der Grenznähe könnten Velostädte ein Treiber sein, da dort das ‹Angebot› für Diebinnen und Diebe sehr gut ist.» Der Stadt-Land-Graben zeigt sich auch in der Statistik: Acht der zehn grössten Schweizer Städte haben eine Fahrraddiebstahlquote, die über dem Schweizer Schnitt liegt. Unterdurchschnittliche Werte weisen nur Lugano (0,1 %) und Lausanne (0,9 %) auf. Das Ranking führen Basel (3,1 %), Bern (2,3 %) und Biel (2,2 %) an. In Basel war die Gefahr fast dreissig Mal grösser als in Lugano.
Beachtet man einige Vorsichtsmassnahmen, kann man die Gefahr, dass einem das Fahrrad abhandenkommt, minimieren. «Wenn möglich sollte ein Velo an einem abschliessbaren oder überwachten Ort parkiert werden», empfiehlt Stefan Müller. Zusätzliche Sicherheit bietet das Festmachen des Fahrrads mit einem Schloss an einem fixen Ort, sodass es nicht einfach abtransportiert werden kann. Kommt es trotzdem einmal weg, sollte dies möglichst rasch der Polizei gemeldet werden. Weiss man die Marke, die exakte Modellbezeichnung und die Rahmennummer, vergrössert man die Chance, es wiederzusehen. Fahrraddiebstahl zu Hause ist automatisch über die Hausratversicherung gedeckt. Wird das Velo auswärts gestohlen, kommt ebenfalls die Hausratversicherung dafür auf, sofern die Deckung «einfacher Diebstahl auswärts» in der Police miteingeschlossen ist.
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